Tag 15: Sightseeing in Litauen

Wir haben herrlich ruhig geschlafen und morgens beim Wachwerden zwitschern die Vögel. Beim Kaffee sitze ich am Fenster und blogge. Neben dem Camper hüpfen zwei Wintergoldhähnchen herum. Später knipse ich noch eine Wacholderdrossel.

Wacholderdrossel

Wir machen uns auf den Weg zum Berg der Kreuze. Der Hügel hat eine spannende, oft abseits vom Glauben auch politische Geschichte. 1993 war sogar der damalige Papst hier und hat eine Messe zelebriert im eigens dafür errichteten Pavillon.

Pavillon

Außerdem beschloss er den Bau eines Klosters, das direkt hinter den Tannen, vor denen unser Camper steht, gebaut wurde. Dort gehen wir zuerst vorbei.

Schon als wir noch im Camper saßen, stiegen Flugzeuge auf. Für mich klangen sie wie Kampfjets. Seit wir in Rostock wohnen, ist der Sound der Militärflugzeuge für uns nichts Ungewöhnliches mehr, Rostock-Laage ist ein Ausbildungsflughafen der Luftwaffe, da fliegen öfter mal Jets über unsere Köpfe hinweg. Als wir jetzt am Kloster vorbeilaufen, kommen die Jets zurück und eskortieren dabei einen Hubschrauber. Ich hoffe ja, dass es sich nur um eine Übung handelt.

Hubschrauber und Kampfjet

Vom Kloster aus führt ein Pfad zum Berg der Kreuze. Außerdem hat man von hier aus einen guten Blickwinkel, den Hügel einmal komplett zu knipsen.

Berg der Kreuze

Ich bin übrigens überhaupt nicht gläubig und die Zeit auf der Kosterschule hat mir jeden Gedanken daran erfolgreich ausgetrieben. Ich habe zuhause noch einen Kettenanhänger in Kreuzform und bedaure ein wenig, dass ich ihn nicht dabei habe. Ich hätte ihn in postpubertärem Trotz zwischen all die anderen Kreuze geworfen. Und noch sowas wie “Danke für nichts!” hinterher gerufen oder sowas.

Aber die Stimmung auf dem Berg ist schon einzigartig. Ich könnte stundenlang durch den Wirrwarr an großen und kleinen Kreuzen über die ganzen Trampfelpfade wandern und die vielen Details knipsen, Tausende von Photos könnte ich dort machen.

Werkzeugkreuz

Außerdem machen sie Geräusche. Die vielen kleinen Holz- und teilweise auch Keramikkreuze und die vielen Rosenkränze und Kettenanhänger bewegen sich im Wind und man hört die ganze Zeit den leisen Sound eines Windspiels - Bis man oben auf dem Gipfel angekommen ist, da erzählt ein Radio aus einem Lautsprecher irgendetwas. Das macht die Stimmung auf dem Berg ein wenig kaputt.

Es ist mir wirklich schwer gefallen, mich hier im Blog auf ein paar Photos zu beschränken. Die Reihe der Kreuze zieht sich bis zur Straße hinunter in Richtung des offiziellen Parkplatzes, auf dem auch eine Touristen-Information ist (und wahrscheinlich auch Kreuze verkauft werden).

Kreuzweg

Das ist auch für Nicht-Gläubige ein sehr beeindruckender Ort, dessen Besuch sich lohnt.

Wir laufen zum Auto zurück. Wir wollen heute noch nach Klaipėda. Ich suche einen Parkplatz bei Google-Maps aus und starte die Navigation in der Hoffnung, dass das besser funktioniert als gestern.

Wir fahren durch Šiauliai. Der Ort ist recht hübsch. Besonders auffällig sind aber die Litfaßsäulen, die Skulpturen oben drauf haben. Drei Stück habe ich im Vorbeifahren knipsen können

Für einen Stopp in Šiauliai haben wir keine Zeit, daher fahren wir nur durch und anschließend auf einer Straße neben der gut ausgebauten A11.

Straße

Wie auf der Hinfahrt bereits, stellen wir auch jetzt auf der Rückfahrt fest, dass uns Litauen von den drei baltischen Ländern am besten gefällt.

Kraniche und Rehe habe ich wieder einmal am Wegesrand gesehen und sogar ein paar Störche.

Wir kommen Klaipėda langsam näher, lange dauert es auch nicht mehr, bis wir auf die A11 wechseln müssen.

Was auch auffällig ist: In sehr vielen Orten im Baltikum hängt noch Weihnachts-/Winterbeleuchtung an den Straßenlaternen. Ich habe schon öfter Bilder davon gepostet in den letzten Tagen.

Da ist die A11, da müssen wir jetzt hin - leider.

A11

Und dann sind wir auch schon in der Stadt.

Kompiuteris, Kompiuteriai - Eines von beidem ist Singular und eines Plural - Glaube ich, vielleicht weiß das ja jemand, der hier liest.

Google findet unseren Parkplatz zwar diesmal, ist aber der Meinung, wir sollen am rechten Straßenrand halten und nach links rüber zu Fuß laufen. Sehr sinnige Navigation. Mein Tipp für alle Baltikum-Reisende: Für Fernstraßen ist Google gut, im Detail lieber nicht auf die Navigation verlassen.

Auf dem Parkplatz steht ein großes Diorama mit vielen Modellen von Fachwerkhäusern. Es wird das Leben aus einer früheren Zeit gezeigt. Und das obligatorische Storchennest darf natürlich auch nicht fehlen. Hier die Bilder vom Lebensabschnittsgefährten dazu:

Das erste Fachwerkhaus steht gleich gegenüber vom Parkplatz.

Fachwerkhaus

Der frühere deutsche Name von Klaipėda war Memel. Laut Wikipedia war die Stadt bis 1920 deutsch. Das erklärt wohl die vielen Fachwerkhäuser, die es hier mal gab und immer noch gibt.

Hübsche Straßenmalereien und hübsche Häuser gibt es hier.

Und solche, die noch hübsch werden wollen.

Wir laufen ein wenig Zickzack durch ruhige enge Gassen und laute, stark befahrene Straßen.

Plötzlich stehen wir vor einer ehemaligen Burganlage. Von der Burg selbst ist nichts mehr übrig außer einem Erdhügel. Den Wassergraben und die Umrisse hat man erhalten.

Im Zickzack laufen wir wieder zurück Richtung Parkplatz.

Die Meridianas ist ein ehemaliges Segelschulschiff und wird heute als Restaurant genutzt.

Altstadtgasse

Total schön finde ich das Pflaster in den Altstadtgassen. In irgendeiner Straße war gerade ein Bautrupp zugange und ich stellte fest, dass sie die Pflasterung auch mit neuen Steinen zur alten passend verlegen. Sehr schön.

Wir kommen auch bei der Touristen-Information vorbei, wo wir wieder Postkarten kaufen und versenden.

Es gibt so viele tolle Details, so viel zu knipsen und so viel zu sehen. Obwohl oder eher gerade weil die Altstadt von Klaipėda längst nicht so hübsch touristisch aufbereitet ist wie in anderen Städten, finde ich sie sehr spannend. Ein Sammelsurium aus verschiedenen Häusern, aus alt und neu. Und belebt auf eine andere Art und Weise, denn hier wohnen tatsächlich noch viele Menschen.

Auf dem Hof mit dem Haus mit dem QR-Code steht eine gläserne Pyramide.

Gläserne Pyramide

Darunter ist wohl ein Brunnen geschützt, der beim Bau der Häuser rundherum entdeckt und für schützenswert befunden wurde.

Wir sind am Turgaus aikštė, dem Marktplatz angekommen.

Wir gehen zu unserem Auto zurück. Am Wegesrand steht noch dieser bunte kleine Kerl:

Verteilerkasten

Ich könnte noch stundenlang durch Klaipėda laufen und ich glaube, wir waren nicht zum letzten Mal hier. Aber jetzt führt unser Weg erst einmal übers Wasser.

Wir fahren mit der Fähre auf die Kurische Nehrung, die das kurische Haff und die Ostsee voneinander trennt. Zwar können wir nur die litauische Seite besuchen und müssen deswegen hin und zurück fahren und die Wetteraussichten sind alles andere als rosig, aber dennoch wollen wir die Nehrung nicht auslassen.

Straße auf der Kurischen Nehrung

Wir steuern einen Parkplatz an, auf dem wir unser Lager aufschlagen. Für heute reicht es uns, der Tag war anstrengend genug.

In der Nähe unseres Parkplatzes ist ein Aussichtspunkt. Dort gehen wir noch einmal hin, noch einmal frische Luft schnappen und Ruhe genießen. Dann verkriechen wir uns im Camper, es gibt heiße Schokolade und Schoko-Kirsch-Torte. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Anschließend sichte ich die unglaublich vielen Bilder, die ich heute gemacht habe. Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer, eine Auswahl für den Blog zu treffen. Einerseits finde ich die Photos in den Beiträgen jetzt schon zuviel, andererseits würde ich gerne noch so viel mehr zeigen. Schwierig.

Wir haben wieder einmal Besuch von der Polizei. Sie halten hinter unserem Camper. Aber die wollen gar nichts von uns, die stehen da ein paar Minuten und dann fahren sie weiter. Vielleicht sind wir für Polizisten etwas übersensibel, weil hier so unglaublich viel Polizei unterwegs ist. Bei uns in Deutschland sehe ich - vor allem an abgelegenen Orten - Polizei wirklich nur dann, wenn es irgendetwas zu tun gibt für die Ordnungshüter.

Morgen soll es den ganzen Tag regnen. Das bremst vielleicht die Photo-Wut etwas. Zumal meine Kamera nicht wasserfest ist.

Vor der Statistik noch zwei Galerien des Herrn Lebensabschnittsgefährten. Die erste zeigt von heute Morgen das Kloster und den Berg der Kreuze.

Die zweite die Altstadt von Klaipėda.

Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.

182 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

182 km

Auf der Karte sieht das so aus:

Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.