Tag 6: Weiter durch Litauen
Das schöne Wetter von gestern Nachmittag ist auch heute Morgen noch da!
Allerdings täuscht das tolle Wetter ein wenig, die Verhältnisse sind hier nicht so wie zuhause in Deutschland, wo teilweise wohl schon Temperaturen über 20 °C gemessen wurden. Hier ist es immer noch winterlich kalt.
Aber es ist bestes Drohnen-Wetter, der Herr Lebensabschnittsgefährte fliegt eine Runde.
Er fliegt auch nochmal zum Mittelpunkt Europas, der für die Drohne in Sichtweite liegt.
Und unseren Stellplatz knipst er auch noch von oben.
Anschließend versucht der Mann noch einmal, unsere Motorstandheizung zur Kommunikation zu bewegen.
Leider ist das nicht von Erfolg gekrönt. Die SIM-Karte hat im Smartphone zwar funktioniert, aber anschließend wieder nicht im Modem. Also müssen wir vorerst weiterhin unsere Motorstandheizung von Hand starten.
Die Straße ist frei und ganz gut ausgebaut aber das wird sich bald ändern, ich habe eine Route etwas abseits der großen Straßen rausgesucht.
Ein solches Verkehrsschild ist mir vorher schon einmal aufgefallen. Ich habe keine Vorstellung, was es bedeuten soll, vielleicht steuern wir auf ein schwarzes Loch zu? Das Internet sagt, dieses Schild warnt vor einem Unfallschwerpunkt.
Vor uns sind zwei Rehe auf der Straße. Ich habe natürlich nicht das richtige Objektiv für die beiden auf der Kamera, aber man erkennt sie auch so. Die waren recht entspannt, posierten kurz für die Kamera, wechselten dann ganz gemütlich die Straßenseite und spazierten in den Wald.
Die Straßen erinnern hier teilweise an Nordfinnland: lang und gerade und hügelig.
Allerdings ist es hier etwas bewohnter als in Nordfinnland, immer wieder fahren wir durch kleine Ortschaften, die oft nur aus einer Handvoll Häuser bestehen, machmal aber auch ein paar mehr mit einer Kirche.
Und viele dieser Türme, wie oben auf dem ersten Bild zu sehen, stehen hier herum. Wofür die gut sind/waren, wissen wir nicht.
Wir müssen einkaufen und ich habe dafür einen Dorfladen ausgesucht. Wie auch schon in Norwegen gehen wir lieber in die kleinen, ländlichen Geschäfte, auch wenn es dort etwas teurer ist. Ich hoffe auch immer ein wenig, mit meinem Einkauf dort zu unterstützen, dass diese Geschäfte möglichst lange für die Bewohner erhalten bleiben.
Der Laden selbst sieht von außen total neu und modern aus. Und vielleicht ist er es für hiesige Verhältnisse auch, auf Stadtmenschen wie uns wirkt es ein wenig aus der Zeit gefallen, wie moderner Tante-Emma-Laden mit Kreditkartenlesegerät. Die Aufteilung im Inneren erinnert an amerikanische Spielfilme: Ein zwei Gänge mit Waren und eine lange Verkaufstheke mit der Kasse mittendirn.
Das Sortiment unterscheidet sich nur geringfügig von unserem, bis auf das:
Da liegen getrocknete Fische lose in einem Körbchen mit Chips, Süßkram und Getränken in einem Regal. Knabbert man hier trockenen Fisch beim Fernsehen?
Die Mitarbeiterin wirkt ein wenig paralysiert. Wir fragen uns, ob sie überhaupt schon einmal Leute mit FFP2-Masken gesehen hat. Wenn ja, dann ist das vermutlich schon eine Weile her. Und außerdem spricht sie keinen Brocken Deutsch oder Englisch, was insofern etwas schwierig ist, weil ich Kuchen aus der Bedientheke haben will. Aber sie ist auf ihre Art sehr freundlich, kommt hinterm Tresen hervor und ich zeige ihr, was ich haben möchte. Auch die restliche Kommunikation verläuft mit Händen und Füßen, draufzeigen und lächeln und sowas. Und zum Schluss verabschiedet sich halt jeder in seiner Sprache.
Der Herr Lebensabschnittsgefährte, der die ganzen Photos im Laden auch gemacht hat, knipst draußen noch zwei Gebäude und auch die oben gezeigte Außenansicht des Geschäfts, während ich unsere Einkäufe im Auto verstaue.
Die Mittagspause verbringen wir an einem Platz am See, der im Sommer der Naherholung dient.
Wir haben diverses Zeug in bunten Plastikverpackungen gekauft. Eigentlich benötigen wir nur Milch, Brot, Käse und Wasser, wovon wir zwei 5-Liter-Kanister mitgenommen haben. Der Rest rief “Nimm mich mit!” aus dem Regal.
Wir wissen nicht so recht, was es mit diesen Kringeln auf sich hat. Die gab es in verschiedenen Größen und Packungen, was wir dahingehend interpretiert haben, dass das hier häufig gekauft wird. Also haben wir auch mal eine Packung mitgenommen. Das ist Teig, in unserem Fall mit Mohn. Die schmecken zwar nicht schlecht, sind aber etwas trocken, weswegen sie von uns Trockenkringel getauft wurden.
Wir parken auf der rechten Seite der Fahrbahn, weil wir da Reifenspuren entdeckt haben, die darauf hindeuten, dass da schon einmal jemand geparkt hat. Während wir Essen, fällt mir auf, dass aus dem Schnee ein paar Grasbüschel rausschauen. Wir haben wohl auf der Wiese geparkt. Und dann kommt ein Fahrzeug angefahren, stellt sich neben uns. Darin sitzt ein Typ, greift zu einer Flasche, die verdächtig nach Hochprozentigem aussieht, nimmt einen ordentlichen Schluck aus der Pulle und fährt dann weiter. Es ist extrem rücksichtsvoll von ihm, dies auf einem Parkplatz und nicht während der Fahrt zu machen. Dazu sollte man auch wissen, dass laut ADAC-Broschüre folgendes gilt:
Angebrochene Alkoholika dürfen nicht im Auto transportiert werden. Geschlossene Behältnisse müssen im Kofferraum transportiert werden.
Während die ganze Zeit das Wetter überwiegend chic war, schneit es nun wieder waagerecht am Camper vorbei, als wir uns auf den Weg machen, ein wenig herumzuspazieren, bevor wir weiter fahren. Der Ostwind, den ich ja durchaus von Rostock und auch aus meiner Zeit in Berlin kenne, ist hier nochmal unangenehmer.
Auf dem Parkplatz stehen auch Müllcontainer, wie auch schon auf unserem letzten Übernachtungsplatz. Ich glaube, diese Container sind für die Anwohner gedacht, die ihren Müll hierher bringen müssen. Für uns ist das ganz praktisch, wir entsorgen unseren Müll ebenfalls in diesen Containern.
Es geht nun auf unbefestigten Straßen weiter.
Es wird vor Spurrillen gewarnt. Dabei sind die im Eis ein echter Vorteil. Die sind so tief, dass man kaum ins Schleudern kommen kann, weil das Auto quasi von selbst immer wieder in die Spurrillen zurückrutscht.
Sehr viele sehr alte Häuser sieht man am Wegesrand, auch sehr viele verfallene oder welche, die nicht mehr weit davon entfernt sind. Einige Häuser wirken, als wäre dort seit der Unabhängigkeit Litauens noch nichts renoviert oder saniert worden. Und zwischendurch so hübsch bunt angestrichene Häuser, die ich total schön finde.
Mittlerweile sind wir wieder auf einer befestigten, vereisten und hügeligen Straße unterwegs. Es ist nicht mehr weit, wir steuern einen Aussichtspunkt in einem Nationalpark an.
Der Parkplatz, der zu dem Aussichtspunkt gehört, ist zwar voller Eis und Schnee, aber für uns ist er top. Wir beschließen, hier auch über Nacht zu bleiben.
Wir gehen trotz des Schneeregenschauers, der natürlich wieder eingesetzt hat, noch einmal zum Aussichtspunkt hinauf.
Es handelt sich um eine blankgeschliffene Hügelkuppe, von der aus man zu mehr oder weniger allen Seiten runtergucken kann auf Schnee und Bäume. Vermutlich nur ein Stopp für Wanderer, die im Nationalpark unterwegs sind.
Es scheint hier Tradition zu sein, diverse Muster und Figuren in Holzstämme zu schnitzen. Neben jeder Bank und auch sonst an verschiedenen Stellen, stehen solche Dinger herum.
Bei diesem Ensemble musste ich spontan an die verhassten Wandertage in der Schule denken: “Setzt euch mal alle hier hin, ich erkläre euch jetzt, wie man sich hier zu benehmen hat und was hier heute hier tun werden!” So oder so ähnlich hätten meine Lehrer da vermutlich gestanden und mich mit für mich damals “uninteressantem Gesülze” genervt.
Na ja, Schnee von gestern. Hier nun noch die Photos des Lebensabschnittsgefährten, der sogar die Bronzenachbildung des Hügelkamms geknipst hat, die ich total vergessen habe.
Beim Parkplatz unten ist übrigens auch eine Toilette und zwar ein für die Gegend hier typisches Plumpsklo, hier in der Deluxe-Variante mit Haltegriffen.
Wieder einmal bin ich heilfroh, dass wir eine Toilette in unserem Camper haben. Was wir bisher auf dem Weg übrigens nicht gefunden haben, sind Entsorgungsstationen. Da ist es ein wirklich glücklicher Umstand, dass wir eine Trenntoilette haben. Unseren Urinkanister können wir in jede Toilette entsorgen und tun dies jetzt auch in diesem Plumpsklo. Schwieriger ist es mit dem Abwasser vom Spülen und Waschen, weil da Spüli, Seife, Zahnpasta und so Zeug drin ist. Das Füllen wir in die leeren 5-Liter-Wasserkanister um und entsorgen es, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Allerdings kommt da nur sehr wenig zusammen, wir sind sehr sparsam mit dem Wasser.
Abends bin ich wieder mit meinem Blog beschäftigt, der Mann guckt seine Serie. Es ist total still hier auf dem Parkplatz und seit wir hier stehen, sind nur zwei Autos vorbeigekommen. So richten wir uns dann auch auf eine ruhige Nacht ein.
Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.
108 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.
Auf der Karte sieht das so aus:
Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.