Tag 3: Endlich in Litauen
Die Nacht war ganz okay, bei leicht frostigen -2,2 °C werden wir vom Wecker geweckt. Der Blick aus der Heckklappe ist ganz nett. Die ersten Hundespaziergänger sind auch schon unterwegs.
Die Standheizung ließ sich auch an diesem Morgen nicht per SMS erreichen, weswegen wir sie von Hand starten. Der Herr Lebensabschnittsgefährte kontaktiert den Service von O2, seinem Vertragsanbieter.
So weit zur Digitalisierung in Deutschland. Er bekommt dann eine Mitarbeiterin ans Telephon, die ein wenig irritiert ist von der Aussage, dass die SIM-Karte im Modem der Standheizung verbaut ist und nicht in einem Smartphone. Helfen kann sie aber nicht, die Karte muss einmal in ein Smartphone gesteckt werden und damit im Ausland online gehen, um so das Roaming zu aktivieren.
Uff. Darauf hätten wir auch kommen können, wir Dilettanten, das ist schließlich nicht unsere erste SIM-karte. Problem dabei: Das Modem ist hinter dem Armaturenbrett. Halbherzige Versuche bei wildem Schneegestöber das Armaturenbrett bzw. einen Teil davon zu lösen bringen keinen Erfolg. Wir nehmen uns vor, am Montag die Werkstatt zu kontaktieren und uns vom Mitarbeiter einen Tipp geben zu lassen, wie wir da am besten dran kommen.
Das zieht die Morgenroutine mehr als üblich in die Länge, erst um 08:45 Uhr kommen wir los. Bevor wir abfahren, laufe ich noch schnell das kurze Stück Weg zum See runter, knipse ein Bild und laufe zurück.
Weit ist der Weg zur Litauischen Grenze nicht mehr, aufgrund der Straßenverhältnisse sind wir aber ziemlich gemütlich unterwegs. Ist ja auch ganz hübsch hier.
Es gibt hier ziemlich viele unbeschrankte Bahnübergänge. An denen steht dann noch ein Stop-Schild, an dem man anhalten und nach Zügen Ausschau halten muss.
Ich glaube, diese Schilder stehen an Schul- und anderen von Kindern stark frequentierten Zebrastreifen.
“Kram” ist aus meiner Sicht der beste Name für einen Baumarkt.
Das letzte Bild aus Polen, wir sind bald da, wir passieren die Grenze zu Litauen.
Ich finde das ziemlich aufregend, wie ich es immer aufregend und spannend finde, in ein Land zu fahren, in dem ich zuvor noch nie war.
Das erste Fahrzeug, das wir zu Gesicht bekommen, ist der Schneeräumer. Ob der direkt auf der Grenze wendet? Oder räumt er noch ein Stück in Polen, bis sich ein geeigneter Wendeplatz gefunden hat? Mit derart philosophischem Gedankengut steuern wir den ersten Parkplatz zur Kaffeever- und -entsorgung an.
Direkt neben uns auf dem Parkplatz steht diese schöne Hütte. Leider ist sie total verfallen, die Scheiben sind alle eingeschlagen. Den Schildern an der Türe zufolge, die ich natürlich vergessen habe zu knipsen, war da mal ein Imbiss oder sowas drin.
Wir sind wir sind erst wenige Minuten in Litauen unterwegs und haben beinahe den ersten Unfall: Eine etwas länger gezogene Rechtskurve, entgegenkommendes Fahrzeug, Fliehkräfte, glatte Fahrbahn und für die Situation sind wir ein klein wenig zu schnell unterwegs. Wir halten beide die Luft an, der Lebensabschnittsgefährte ist vom Gas gegangen, hat Brems- und Lenkvorgänge vermieden aus Sorge, dass das Auto ausbricht. Wir haben Glück, atmen und fahren weiter.
Die Straßen- und Wetterverhältnisse sind noch eine Nummer winterlicher als bisher in Polen.
Unser erstes Zwischenziel ist der Merkinė Observation Tower, auch wenn angesichts der Witterung ein Aussichtsturm nicht sonderlich spannend ist.
Zunächst gibt es aber hinten im Camper Mittagessen. Anschließend noch etwas Füße hochlegen und dann stapfen wir durch den Schnee zum Turm.
Da hat der Herr Lebensabschnittsgefährte aber Glück, dass er keine Highheels trägt.
Ich bin nicht schwindelfrei, weswegen ich eh unten bleibe und von dort aus die vorbeifließende Memel bzw. Nemunas, wie sie auf litauisch heißt, knipse.
Der Mann macht oben auf dem Turm ein Video, vergisst aber zu knipsen. Daher gibt es hier nur zwei Screenshots aus dem Video.
Eigentlich wollen wir auch noch im Wald, der Teil eines Nationalparks ist, spazieren gehen, aber dafür liegt dann doch zuviel Schnee. Wir stapfen ein Stück los und versinken bis über die Knöchel im weißen Nass.
In den Bäumen hängt ein Boot in einem Kranz. Die Symbolik erschließt sich mir nicht.
Der Herr Lebensabschnittsgefährte, dessen Schuhe mehr Feuchtigkeit vertragen als meine, geht näher ran, um das Schild anzusehen. Schlau wird er daraus aber auch nicht.
Wir gehen zurück zu unserem leicht eingeschneiten Auto. Den Gedanken, hier stehen zu bleiben, haben wir wieder verworfen. Der Platz wird häufig von Einheimischen frequentiert, die auch kurz ein Stück loslaufen aber schnell wieder zu ihren Autos zurückkehren. Hier trägt wohl niemand Gummistiefel.
Wir haben einen Stellplatz am Rand von Trakai gefunden, den wir uns ansehen wollen. Als wir dort ankommen, steht da ein Auto der Polizei. Wir stellen uns zunächst ganz unauffällig - soweit das mit Bert möglich ist - etwas entfernt hin und klettern hinten rein. Wir sind nicht ganz sicher, ob hier übernachten erlaubt ist. Aber Kaffee trinken und Kuchen essen kann nicht verboten sein. Die Polizisten machen hier offensichtlich eine Pause, nach einer viertel Stunde fahren sie weg. Wir beschließen, stehen zu bleiben. Laut ADAC ist in Litauen freies Stehen im öffentlichen Raum außerhalb geschlossener Ortschaften erlaubt.
Wir sind jetzt übrigens in einer anderen Zeitzone und den ganzen Tag schon ziemlich verwirrt und ein wenig durcheinander mit dem Tagesablauf. Zum Teil liegt das auch daran, dass die Uhren vom Auto noch nicht umgestellt sind, was ich auf der Fahrt hierher auch endlich mal erledigt habe.
Am nächsten Tag wollen wir das Wasserschloss in Trakai besichtigen. Die Wetter-App prognostiziert folgendes Wetter:
Gegen 5 Uhr fängt es an zu schneien. Um 9 Uhr geht der Schnee in Regen über. Um 11 Uhr hört es auf zu regnen, stattdessen kommt Nebel bis 14 Uhr, dann wieder Regen und ab 16 Uhr wieder Schnee. Ab 18 Uhr ist es dann nur noch bewölkt, aber um 18:15 Uhr geht die Sonne unter und es wird dunkel.
Wir werden uns das Wasserschloss daher in jedem Fall mit Wasser angucken müssen. In welchem Aggregatzustand wird sich zeigen.
Ich beginne mit meinem Blog, schreibe Texte aus Notizen zusammen und sortiere Bilder. Aber ich bin zu müde, um einen Beitrag fertig zu stellen, weswegen das bis morgen früh warten muss.
Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.
240 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Blöderweise haben wir vergessen, den Tacho zu knipsen, also müsst ihr uns das jetzt glauben.
Auf der Karte sieht das so aus:
Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.