Tag 4: Trakai und mehr
Zum ersten Kaffee am Morgen will ich gleich mit der Arbeit an meinem Blog beginnen und stelle entsetzt fest, dass mein Geschreibsel vom Vortag im Datennirwana verschwunden ist! Da alles im Web gespeichert wird, vermute ich, dass die schlechte Internetverbindung hier am Stellplatz nicht ausgereicht hat zum Speichern, was mir nicht aufgefallen ist, als ich die App auf dem Smartphone beendet habe. Die Urlaubslaune ist am Limit und die Motivation, den ganzen Sermon jetzt noch einmal zu schreiben, nicht vorhanden. Also räume ich den ganzen Technikkram wieder weg, wir machen uns fertig und fahren in die Stadt.
Der Weg dorthin ist nicht weit, wir stehen ja quasi am Stadtrand. Auf der Fahrt zum Parkplatz können wir die Wasserburg auch einmal kurz sehen.
Auf einem kostenpflichtigen und durch Kameras sowie eine Kebab-Bude bewachten Parkplatz stellen wir unser Auto ab und laufen los.
Das erste, was mir auffällt, ist dieser Kaffeeautomat, der da einfach am Wegesrand und für jedermann zugänglich herumsteht. Wie toll ist das denn!
Total schöne Häuser stehen hier herum. Einige könnten zwar mal einen neuen Farbanstrich vertragen, aber auch mit der alten, teilweise abblätternden Farbe sehen sie total schön aus. Und weil heute in Litauen der Tag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit (von der Sowjetunion) gefeiert wird, hängt an ganz vielen Häusern die litauische Flagge.
Auf dem ehemaligen Marktplatz des Viertels auf einer Säule steht Nepomuk. Ich kenne Nepomuk eigentlich nur als Halbdrachen aus Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer. Nepomuks Mutter war ein Nilpferd und sein Vater ein Drache. Und weil er nur ein Halbdrache ist, lassen ihn die richtigen Drachen nicht in die Drachenstadt. Dieser Nepomuk steht aber nicht auf der Säule, sondern es ist der Schutzheilige der Fischer und Städte am Wasser oder auch Brückenheiliger. Ich knipse ihn trotzdem. Oder gerade deswegen.
Durch einen Park gehen wir zum Wasser, schließlich wollen wir ja zur Wasserburg auf der Insel.
Der Park ist recht hübsch. Am Wasser gibt es Schaukeln, sicher ist es toll hier bei Sonnenauf- oder -untergang zu sitzen und aufs Wasser zu schauen.
Vom Steg weg führen Fußspuren. Entfernt an der Brücke erkenne ich eine Gestalt. Ein Eisfischer sitzt da und angelt.
Wir laufen an der Promenade entlang. Hier gibt es viele Cafés und Restaurants, die jetzt im Winter überwiegend geschlossen sind. Alle Freiflächen zwischen den Häusern sind mit Booten belegt. Im Sommer bietet sich hier ein gänzlich anderes Bild. Jetzt ist alles ruhig und friedlich.
Eine weitere Burg umrunden wir anschließend, während wir weiter am Wasser entlang laufen. Die Burg wird gerade saniert.
Wir kommen zu der Brücke, die zur Wasserburg führt. Auf litauisch heißt die Burg Trakų salos pilis. Hier ist schon etwas mehr los als auf dem beschaulichen Spazierweg, auf dem wir vorher waren.
Die Burg selbst kostet Eintritt. Ich konnte am Eingang nicht erkennen, ob der Eintritt nur für die Burg oder auch für das Museum, das darin enthalten ist. Auf Museum haben wir keine Lust und Innenräume mit anderen Personen meiden wir sowieso immer noch, daher verzichten wir und gehen wieder zurück. Unser Parkticket läuft eh bald ab.
Auf dem zugefrorenen See gibt es nicht nur die Fußspuren des Eisfischers, auch ganz viele andere. Einer der Verursacher der Spuren steht unterhalb der Brücke und beäugt die Passanten. Aber niemand hat etwas zu essen für ihn.
Dieser R2D2 mit eigenem Solarpanel, der am Wegesrand herumsteht, bietet kostenlos Strom und Wi‑Fi für alle.
Auch auf dem Weg zum Parkplatz kommen wir wieder an hübschen Häusern vorbei. Es ist das Viertel der Karäer, einer alten jüdischen Minderheit. Ich finde die so schön, dass ich am liebsten jedes einzelne davon aus allen möglichen Winkeln photographieren würde. Aber da die bewohnt sind, nehme ich davon Abstand.
Schon wieder Fußspuren. Diesmal konnte ich den Verursacher aber nicht entdecken.
Wir gehen zum Auto zurück und sind exakt eine Minute vor Ablauf unseres Parktickets abfahrbereit. Das nenne ich doch mal Punktlandung.
Bevor wir zur nächsten Attraktion fahren, hier erstmal die Galerie des Lebensabschnittsgefährten aus Trakai:
Dann fahren wir los Richtung Süden.
Auf dem Weg zum nächsten Stopp passieren wir mit unserem Auto die 44444-Kilometer-Marke auf dem Zähler.
Das Wetter ist … solala und dadurch fast schon wieder passend zu dem, was wir vorhaben.
Als nächstes führt unser Weg zu einem wirklich spektakulären Ziel: dem höchsten Punkt Litauens. Dieser liegt knapp drei Kilometer von der Grenze nach Belarus entfernt auf einem Berg namens Aukštojas Je weiter wir Richtung Grenze fahren, um so leerer wird die Straße.
Da wir unsere Reisepässe nicht dabei und auch kein Visum für Belarus haben, geben wir Acht, dass wir nicht die Ausfahrt verpassen. Ich vermute zwar mal, dass es auch so etwas wie den “kleinen Grenzverkehr” gibt, denn es sind ziemlich viele Fahrzeuge aus Belarus hier im Süden Litauens unterwegs, aber ich habe trotzdem keine Lust, mit einem Grenzposten einer Diktatur eine eventuelle Grenzverletzung mit der vorhandenen Sprachbarriere zu diskutieren.
Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein, sogar die Weihnachtsdeko hängt noch an den Straßenlaternen.
Wir erreichen ihn, den höchsten Punkt Litauens. Der ist sagenhafte 294 Meter hoch, wie auf dem Markierungsstein zu lesen ist.
Mal zum Vergleich: Der höchste Gipfel Mecklenburg-Vorpommerns ist 179,2 Meter hoch. Im Vergleich dazu ist die Luft hier auf 294 Metern schon recht dünn.
Wir waren unschlüssig, was das sein soll. Vier Pferdeköpfe und eine Krone, die offensichtlich als Feuerstelle genutzt werden. Aber sind sie dafür auch gedacht?
Der Herr Lebensabschnittsgefährte besteigt wieder alleine den Aussichtsturm. Zwar habe ich bei dem Teil kein Problem mit der Höhe und der Konstruktion, aber es ist kalt und nass und trüb, man sieht eh nichts, da kann ich mir das auch sparen.
Stattdessen beobachte ich den Specht, der vollkommen unbeeindruckt von dem Besuch auf seinem Ast rumhackt. Viele Leute kommen im Winter nicht hierher, wie die Spuren im Schnee vermuten lassen. Umso erstaunlicher finde ich es, dass der Vogel sich am Besuch nicht stört.
Bevor wir zum Stellplatz fahren, hier die Galerie des Lebensabschnittsgefährten vom Aussichtspunkt:
Ursprünglich hatten wir überlegt, auf dem Parkplatz dort zu übernachten, aber der liegt in direkter Nachbarschaft von ein paar Häusern, weswegen wir lieber darauf verzichten. Nicht allzu weit entfernt haben wir einen Parkplatz ausgemacht, den wir nun ansteuern.
Der Platz ist nicht geräumt. Wir halten zunächst auf der anderen Straßenseite und der Herr Lebensabschnittsgefährte checkt die Lage zu Fuß. Für Bert ist der Schnee kein Problem, weswegen wir drauf fahren.
Ich stelle meinen Blogbeitrag vom Morgen fertig, dann gehen wir schlafen.
Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.
82 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Da wir gestern den Tacho nicht geknipst haben, zeigt das Photo die Zusammenfassung von gestern und heute - insgesamt 316 Kilometer (inkl. Messungenauigkeit des GPS-Trackers).
Auf der Karte sieht das so aus:
Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.