Tag 10: Tartu und Alatskivi loss
Stockfinster war es in der Nacht im Wald, richtig gruselig. Und ziemlich still - nachdem irgendwann um Mitternacht die Bumbum-Musik, die aus der Ferne herandröhnte, aus war.
Ich stelle den Blogbeitrag vom Vortag fertig, was ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, weil ich viel zu viele Bilder geknipst habe. Der Herr Lebensabschnittsgefährte sitzt an die Heckklappe gelehnt und plötzlich macht es ein Geräusch und er guckt erschrocken. Der Griff von der Heckklappe hatte sich gelöst.
Glücklicherweise lässt sich das recht leicht reparieren. Eigentlich sind an der Innenseite gar keine Griffe vorgesehen. Um von innen schließen zu können, haben wir Winkel an die Vierkantstifte geschraubt, die wir als Griffe nutzen. Das Provisorium funktioniert seit zwei Jahren einwandfrei, muss nur von Zeit zu Zeit nachgezogen werden.
Da er nun schonmal draußen ist, knipst er noch ein wenig Gegend.
Ich bin dann auch fertig, knipse Bert auf seinem Stellplatz und wir machen uns auf den Weg.
Der erste Teil des Weges ist tief verschneit und wir rutschen da irgendwie vorwärts. Der zweite Teil ist matschiger Waldweg, nicht unbedingt besser befahrbar. Und dann kommt freie Straße.
Ich knipse viel - viel zu viel - Landschaft und Häuser. Die Auswahl für den Blog fällt mir manchmal schwer. Ich möchte so viele Eindrücke wie möglich festhalten und wiedergeben. Auch wenn ich die Landschaft in Estland bisher wenig abwechslungsreich finde. Aber auch das drücken meine Photos aus, finde ich.
Wir brauchen noch einmal Wasser. Im letzten Laden gab es nur einen 5-Liter-Kanister, mit dem kommen wir nicht weit, da wir fast nichts anderes trinken. Der Ort, in dem sich dieser Laden befindet, heißt Lalli. Das Estische ist mit dem Finnischen verwandt. Das ist ein großer Unterschied zum Litauischen und Lettischen bisher.
Hier gibt es Berliner. Wir kaufen aber keine Berliner, sondern die Dinger, die unten links im Bild zu sehen sind. Plundergebäck mit Pudding.
Wir haben unser Etappenziel erreicht: die Stadt Tartu. Auch hier wollen wir ein wenig in der Altstadt herumspazieren und auf einen Hügel hinauf zu einer Domruine laufen.
Auch hier gibt es Zebrastreifen, die auch für Radfahrer sind. Radfahrer und Fußgänger tummeln sich übrigens auch auf den Landstraßen, hier gibt es kaum Rad- und Gehwege.
2024 ist Tartu eine der europäischen Kulturhauptstädte. Europäischer Marketingblödsinn, der viel Geld verschlingt.
Die Tür des Kunstmuseums ist gerade, das Haus ist total schief.
Rüütli ist eine alte Straße, die nach der Kriegszerstörung beim Aufbau der Stadt, begradigt wurde. Heute finden sich hier ganz viele Lokale.
An der Tartu Jaani Kirik vorbei gehen wir hinauf Richtung Domruine.
Wir kommen vorbei am Spielzeugmuseum und einem Marionettentheater.
Dann geht’s eine steile Straße hinauf auf den Domberg, auf dem die Domruine steht.
Der Dom besteht aus einem renovierten Teil, in dem die Universität Tartu ein Museum betreibt, und der frei zugänglichen Ruine.
Anschließend schlendern wir weiter durch den Park auf dem Domberg. Ein Typ übt Stunts auf seinem Snowboard. Dabei trägt er übrigens nur ein T-Shirt, während wir im Zwiebellook dick eingepackt sind.
Hier sind auch viele Schautafeln zu berühmten Köpfen, die irgendetwas mit der Stadt Tartu bzw. der Universität, die hier eine lange Geschichte hat, zu tun haben. Spannend finde ich, wie Deutschland auf Estisch heißt: Saksamaa.
Dann laufen wir wieder herunter zum Fluss, neben dem unser Auto steht.
Am Fluss wird viel gebaut, vermutlich in Vorbereitung auf die Kulturhauptstadt. Auf einer Fußgängerbrücke über den Fluss steht ein Schild:
Katzen müssen ihre Fahrräder schieben.
Wenn man rechts und links den Fluss entlang schaut blickt man in zwei verschiedene Welten.
Am Fluss entlang gehen wir dann zurück bis zu unserem Auto.
Wenn das Navi sagt: Links abbiegen auf Roosi, dann klingt das schon witzig. Der Herr Lebensabschnittsgefährte steuert also unsere Rosinante nach links. In dieser Straße, die Roosi heißt, weist ein Schild auf autonome Fahrzeuge hin. Das Internet sagt, es gibt eine Kooperation zwischen irgendeiner Firma und der Universität (Lieferdienst oder ÖPNV). Vielleicht gucke ich da zuhause nochmal genauer nach. Ein autonomes Fahrzeug haben wir jedenfalls nicht gesehen.
Haha, blöder Werbegag. Irgendwann ist es in Mode gekommen, Häuser auf dem Kopf zu bauen, um auf sich aufmerksam zu machen. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Wohnen würde ich in so einem Ding nicht und ich würde es auch nicht vor meinem Fenster haben wollen.
Alte, marode Bauwerke werden abgelöst durch Neubauten für … Individualisten.
Unser nächstes Ziel ist Alatskivi loss, ein neugotisches Schloss, das wir uns von außen anschauen wollen.
Danach begeben wir uns auf Stellplatzsuche. Diese gestaltet sich heute etwas schwierig. Alle Plätze, die wir zunächst anfahren, liegen am Peipisi järv und die sind alle ziemlich voll. Die Einheimischen haben ihre Schneescooter rausgekramt und an den See gekarrt, um bei dem tollen Wetter darauf herumzucruisen. Durch den See verläuft übrigens auch die Grenze zu Russland.
Jedenfalls fahren wir ein Stück vom See weg und finden einen Platz an einem kleinen Weiher in Torma.
Später kommen zwei einheimische Autos zu uns gefahren. Aber offensichtlich stellen sie nur fest, dass der Platz “besetzt” ist und fahren auf die andere Seite vom Weiher, um dort stundenlang in ihren Autos zu sitzen und was-weiß-ich zu tun.
Wir sind ziemlich müde und kaputt und gehen früh zu Bett.
Hier gibt es jetzt noch die Galerie des Herrn Lebensabschnittsgefährten und anschließend die Statistik.
Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.
171 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Die Statistik ist auf zwei Bilder aufgeteilt, weil wir das erste etwas voreilig gemacht haben.
Auf der Karte sieht das so aus:
Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.