Tag 11: Bis kurz vor Russland

Leider ist das Wetter heute Morgen nicht mehr so strahlend wie gestern. Aber immerhin ist es trocken.

Blick aus dem Camper

Als ich mit meinem Blogbeitrag fertig bin und gerade auf der Toilette sitze, kommt ein Typ mit seinem Hund des Weges. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn er nicht zwei Runden um unseren Camper drehen würde, um sich Bert von allen Seiten anzuschauen. Er kann uns nicht sehen, die Vorhänge sind zu. Er kann uns nur hören, die Standheizung und der Lüfter laufen. Ich sehe ihn nur, wenn er am Fenster mit dem Ventilator vorbeigeht. Und ich höre natürlich seine Schritte. Er ruft nicht, er klopft nicht. Nach zwei Runden um den Camper geht er weiter seines Weges.

Bert auf dem Stellplatz

Wir machen uns fertig und aus dem Staub. Allerdings dauert dies noch eine ganze Weile und niemand kommt erneut, um uns von diesem Platz zu vertreiben. Der Typ war vielleicht nur neugierig.

Unser erster Halt ist dem Zufall geschuldet, denn am Wegesrand in Avinurme steht ein Museumszug.

Der weit hinten stehende Güterwaggon diente der Märzdeportation im Baltikum 1949. Auf der Tafel, die am Waggon angebracht ist, stehen die Namen der Deportierten aus der Gegend hier.

Nach der Galerie des Lebensabschnittsgefährten geht es weiter.

Wir fahren nach Iisaku.

Den nächsten Stopp haben wir am Aussichtsturm in Iisaku geplant. Der Aussichtsturm liegt in einem Nationalpark und bietet einen großartigen Rundumblick auf die Landschaft.

Ich gehe auch diesmal nicht mit nach oben. Eventuell könnte ich die Holzkonstruktion sogar bewältigen, aber da oben weht ein eisiger Wind und ich muss ja nichts unnötig riskieren. Der Mann bringt schöne Bilder von oben mit.

Wir fahren weiter nach Kuremäe, was nicht weit weg ist.

Straße

Bei manchen Häusern ist man nicht sicher, ob sie sich gerade im Aufbau oder Abriss befinden.

Aufbau oder Abriss?

An einer Straßenkreuzung ist eine Tankstelle, die nutzen wir direkt mal.

Tankstelle

In Kuremäe sehen wir uns das russisch-orthodoxe Kloster an.

Blick aufs Kloster

Die Galerie des Herrn Lebensabschnittsgefährten vom Kloster:

Bei den Vogelfutterhäuschen des Klosters sind ganz viele Grünfinken und Gimpel unterwegs.

Gimpel

Aber leider waren sie alle verschwunden, als ich endlich damit fertig war, auf das andere Objektiv zu wechseln.

Bushaltestelle

Hier gibt es ganz praktische Bushaltestellen. Die Wände sind in Kreuzform aufgestellt. So hat man immer die Möglichkeit, vor dem Wind in Deckung zu gehen, während man auf den Bus wartet.

Straße

Wir wollen weiter nach Narva.

Plötzlich taucht ein alter Flugplatz neben der Straße auf: Narva Airfield

Wir sind uns nicht einig, ob der Flugplatz noch in Betrieb ist oder nicht. Leider half das Internet da auch nicht weiter.

Ortseingang Narva

Wir sind in Narva. Nun müssen wir nur noch die Burg finden, zu der wir wollen. Sie liegt am Grenzfluss zwischen Narva und Iwangorod. Der Fluss heißt ebenfalls Narva.

Mit Hilfe der Navigation ist es natürlich nicht schwer, die Burg zu finden. Und einen Parkplatz gibt es in der Nähe ebenfalls.

Die Burg, die auf Deutsch den Namen Herrmannsfeste trägt, ist im zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört gewesen und wurde anschließend restauriert.

Auf dem Weg zum Fluss müssen wir an einer ziemlich großen Gruppe Enten vorbei. Die lassen sich von den Passanten überhaupt nicht stören. Unsere Rostocker Enten sind da ganz anders, die nehmen Reißaus, sobald man ihnen näher kommt.

Burg und Russische Flagge

Dort drüben ist Russland. Vor zwei Jahren in Nordnorwegen an der russischen Grenze fand ich es aufregend und spannend und gleichzeitig sehr schade, keine Reisepässe zu besitzen. Damals wäre ich tatsächlich gerne einmal nach Russland rübergefahren. Heute ist es ein komisches Gefühl diesem Land so nahe zu sein.

Am Fluss entlang

Wir laufen ein kleines Stück am Fluss entlang. Die Burg ist tatsächlich sehr beeindruckend und auch sehr schön.

Drüben auf der anderen Seite ist die Grenze gut gesichert und bewacht. Wikipedia sagt über Iwangorod:

Für die Einwohner Russlands liegt Iwangorod in einer Grenz-Sicherheits-Zone, wofür zum Betreten besondere Bewilligungen eingeholt werden müssen.

Mir war gar nicht bewusst, dass russische Bürger sich immer noch nicht frei in ihrem Land bewegen dürfen. Und was für ein schlechter Herrscher ist man, wenn einem die Leute weglaufen? Und wie sehr ist man sich der Tatsache bewusst, dass man schlecht ist, wenn man einiges dafür tut, dass einem die Leute nicht weglaufen können?

Brücke

Wir gehen zurück in Richtung der Brücke, auf der der Grenzverkehr stattfindet. Lkw stehen dort und warten auf die Abfertigung. Ansonsten ist nicht viel los.

Auf der Promenade unterhalb der Burg steht der estnische Grenzpfosten, gegenüber der russische.

Ortseingangsschild Iwangorod

Von hier aus kann ich auch die Stele, die den Ortseingang von Iwangorod markiert, photographieren.

Burg Iwangorod

Ein letzter Blick auf die Burg “da drüben”.

Noch zwei Photos von der Burg auf dieser Seite und dann gehen wir zum Auto zurück.

Schwedischer Löwe

Oberhalb unseres Parkplatzes steht das Denkmal mit dem schwedischen Löwen, der an irgendeine Schlacht aus dem 18. Jahrhundert erinnert. Die Schweden hinterlassen ja ganz gerne mal ein Löwenmonument, wenn sie irgendwo waren.

Graffiti

Wir fahren zu einem Parkplatz im Wald an der Küste in Utria, den wir uns als Stellplatz ausgesucht haben. Dabei kommen wir wieder am Flugplatz vorbei, an dem diese hübsche Wandmalerei angebracht ist.

Weg durch den Wald

Der Weg zum Platz ist etwa knöcheltief verschneit und ziemlich rutschig.

Bert auf dem Stellplatz

Hier stehen wir ganz ruhig, man hört nur das Rauschen der Bäume im Wind.

Später kommt ein Fahrzeug mit vier Leuten zum Platz gerutscht. Alle vier steigen aus, einer schnallt sich den Rucksack auf und geht in den Wald hinein, zwei andere folgen. Plötzlich kommen alle wieder zurück, etwas Diskussion und dann rutschen sie mit ihrem Mercedes und durchdrehenden Reifen wieder davon.

Der Mann guckt einen Film, ich blogge. Das Internet ist grauenhaft bis fast nicht vorhanden hier im Wald. Wir werden morgen noch einmal kurz irgendwo halten müssen, damit ich die Bilder hochladen und den Beitrag veröffentlichen kann.

Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein paar warme Worte zu Bewegtbildern.

172 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren. Das ist 1 km mehr als gestern, wir steigern uns.

172 km

Auf der Karte sieht das so aus:

Bewegtbilder gibt es diesmal (noch) nicht, wir werden Reisevideos erstellen und bei YouTube hochladen, wenn wir wieder zuhause sind. Der Link wird dann hier eingefügt und in Social-Media-Kanälen veröffentlich.