Von Vestby nach Lillehammer
Der zweite Teil unserer Fahrt in den Norden war vermutlich auch der stressigste. Ganz Norwegen ist im Vorweihnachtsstress und das machte sich heute überall bemerkbar. Wir hofften, dass es am nächsten Tag ruhiger werden würde.
Wir schliefen gut und fast durch - um 04:30 Uhr klingelte der Schiffs-Wecker vom Tag zuvor wieder auf dem Smartphone des Lebensabschnittsgefährten. Danach schliefen wir bis halb Acht weiter. Ich machte mir Kaffee und ging erstmal vor die Tür an die frische Luft. Dann ging ich duschen und machte ich mich an den Blogeintrag vom gestrigen Tag. Als der Lebensabschnittsgefährte aus dem Bad kam, frühstückten wir. Wir ließen uns ziemlich viel Zeit mit Bloggen und Packen. Um 11 Uhr machten wir uns dann auf den Weg.
Als wir letztes Jahr hier waren, war der Parkplatz komplett vereist und wir sind mehr zur Rezeption gerutscht als gefahren. Heute kam hier Islandsommer-2018-Feeling auf.
Das Wetter war anfangs noch ziemlich diesig und neblig und wolkig. Wir fuhren die E6 bis Jessheim und bogen dann auf die E16 ab. Die führte am wolkenverhangenen Flughafen Gardermoen vorbei. Hinter dem Flughafen endete die Autobahn und wurde zur Landstraße. Das erste, was uns auffiel, waren die Elch-Schilder am Straßenrand. Wobei diese oft ergänzt sind mit weißen Schildern darunter: “Stor Elgfare” (Große Elchgefahr) oder “Meget Stor Elgfare” (Sehr große Elchgefahr). Das erste am Wegesrand war eins aus der letzteren Kategorie. Einen Elch bekamen wir allerdings nicht zu Gesicht.
Wir machten an einem Rastplatz kurz halt, um die Plätze zu wechseln. Das Wetter wurde hier schon deutlich besser.
Unser Weg führte uns weiter auf der Straße Nr. 4 Richtung Norden.
Funfact: Auch in Norwegen läuft “Last Christmas” im Radio. Dies gibt es hier übrigens nur via DAB, UKW wurde 2017 abgeschafft.
Den nächsten kurzen Stop legten wir beim Lygnasæter-Hotell ein. Der Stopp diente in erster Linie, um die schöne Landschaft zu genießen. Eigentlich hatte ich auch ein wenig die Hoffnung, die Fahrzeuge hinter uns vorbei zu lassen, um es dann etwas ruhiger angehen zu können, aber es war so viel Verkehr, dass das leider nichts brachte, wir hatten direkt wieder welche hinter uns. Ganz Norwegen war anscheinend unterwegs in den Weihnachtsurlaub. Das lässt sich aber nicht einmal ansatzweise mit dem abartigen Chaos auf unseren Straßen vergleichen.
Wir hatten beschlossen, in Lillehammer zu übernachten. Auf einem Rastplatz mit Info-Tafel auf der anderen Seite des Sees machten wir noch einmal Pause. Auf dem Stadtplan schauten wir, wo der Campingplatz ist, den wir ansteuern wollten und der im Winter geöffnet haben soll.
Wir wären gerne über die Brücke aus der Serie Lilyhammer gefahren, aber die ist mittlerweile für Autos gesperrt. So mussten wir die neue Brücke nehmen und dann rechts durch einen Gewerbepark, in dem sich eine Menge Geschäfte befinden - und in dem heute Sonntagsöffnungszeit von 14 bis 18 Uhr war. Halb Norwegen nutzte das für Weihnachtseinkäufe. Wir brauchten eine gefühlte Ewigkeit, bis wir an den Shopping-Tempeln vorbei waren und die verschneite und vereiste, ungestreute Straße am See entlang zum Camping-Platz fuhren. Dort war allerdings niemand und es gab nur einen Self-Check-in für Wohnmobile. Um im Auto zu übernachten, war es uns dann doch zu kalt, so trat Plan B in Kraft: das Vandrehjem am Bahnhof. Glücklicherweise kannten wir uns hier ja aus. Der Weg zurück durch die Einkaufswütigen dauerte etwa 45 Minuten. Mein Bedarf an Menschen und Stadtleben war schon wieder gedeckt. Dementsprechend sank meine Laune, als wir am Bahnhof ankamen und dort schon wieder Stau und Gewühl waren. Der Kurzzeitparkplatz war restlos überfüllt. Leerte sich allerdings ruckzuck wieder und wir bekamen einen Platz. Wir checkten im Hostel ein und holten unseren Kram aus dem Auto.
Gegenüber von der Keramik hängt ein Plan, den man bei längeren Sitzungen ausgiebig studieren kann.
Es ist ein Plan des Ski-Gebiets, auf dem alle Loipen in der Umgebung eingezeichnet sind. Die spinnen die Norweger, würde Obelix jetzt sagen.
Wir gingen eine Etage tiefer in die Gemeinschaftsküche und machten uns Essen. Dann gingen wir ins Zimmer zurück, tranken heiße Schokolade und planten den morgigen Tag. Unsere Tagesetappe sollte etwas länger werden als die heutige, damit wir nicht den ganzen Heiligabend im Auto verbringen müssen.
“Hostel am Bahnhof” trifft es übrigens nicht ganz. Wir wohnten im Bahnhof mit Blick auf den Bahnsteig von Gleis 1. Im Erdgeschoss ist nicht nur die Wartehalle, sondern auch die Rezeption und das Café des Hostels. Der Lebensabschnittsgefährte fühlte sich ein wenig deplatziert, als er in Jogginghose und Hauslatschen im Café einen Kaffee für mich holte. Etwa 20 Minuten, nachdem ich das Photo da oben gemacht hatte, fuhr der Zug nach Drammen ein. :)
Nach dem Blogbeitrag war Bett und Lesen angesagt, damit wir am nächsten Tag fit sein würden. Hier gibt es jetzt noch die Photos vom Lebensabschnittsgefährten.