Von Karasjok nach Rovaniemi

Beim Frühstück im Hotel trafen wir uns. Die Dänen waren gerade fertig, als wir kamen. Sie wollten sich noch ein wenig im Ort umsehen, für 10 Uhr verabredeten wir die Abfahrt.

Zimmernummer

Hübsches Detail in diesem Hotel: Die Zimmernummern sind auf Teilen von Rentiergeweihen geschrieben.

Qashqai eingeschneit

Um kurz vor 10 trafen wir uns auf dem Parkplatz. Der Lebensabschnittsgefährte hatte gerade bei -10°C mit dicker Wolljacke, Mütze und Handschuhen bekleidet akribisch das Auto frei geräumt, als ein Einheimischer in T-Shirt ankam, in den verschneiten Geländewagen neben dem Qashqai stieg, kurz den Wischer betätigte, um die Frontscheibe frei zu machen, und losfuhr.

Grenze

Es dauerte nicht lange, bis wir über die Grenze fuhren. Kurz danach waren wir mitten im Wald. Die Strecke war schnurgerade und rechts und links von Bäumen gesäumt.

Straße 92

Auf den etwas höher gelegenen Bergkuppen wurden die Bäume weniger und der Nebel mehr.

Straße 92

Nach einer Weile machten wir einen Photostopp mitten im Nichts.

Straße 92

Viel mehr als eine gerade Straße ins weiße Nichts und vereiste und verschneite Bäume, die toll aussehen, gab es hier allerdings nicht zu sehen. Und es war fast nichts los. Man konnte bequem auf der Straße rumlaufen, ohne irgendjemandem im Weg zu sein.

Bäume

Kurz darauf musste der Lebensabschnittsgefährte stark bremsen. Vor uns auf der Straße saß eine Gruppe von vier Vögeln, vermutlich Schneehühner, die zunächst keine Anstalten machten wegzufliegen, in der Fahrbahnmitte. Erst unmittelbar bevor sie von unserem Auto erfasst wurden, flogen sie davon. Dabei flog einer nach rechts weg und wurde trotzdem noch beinahe vom Wagen erfasst. Uff, das war knapp!

Straße 92

Nach einer Weile machten wir einen weiteren Photostopp.

Den dritten und letzten gemeinsamen Stopp machten wir an der Kreuzung der Straße 92 und der E4. Ab hier trennten sich unsere Wege und die Dänen fuhren ihr Tempo und wir unseres. Während des Stopps kam eines der Räumfahrzeuge, von dem uns zuvor schon eins entgegen gekommen war, zu dem Parkplatz, um dort zu wenden. Das Fahrzeug war schon sehr beeindruckend und von unten voller Eis.

Wir hielten kurz darauf an der ersten Tankstelle, Toilette und Kaffeequelle in Kaamanen, tankten den Qashqai für unglaubliche 1,87 Euro pro Liter voll, holten einen Kaffee und ein Souvenir und wollten uns gerade wieder auf den Weg Richtung Süden machen, da sah ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite etwas auf vier Beinen Richtung Norden laufen. Hinterher, das wollte ich aus der Nähe sehen!

Hach, die sind so putzig! Ich war auch kurz ausgestiegen, aber das war ihnen dann doch nicht recht. Es fiel mir schwer, mich loszureißen, aber wir mussten weiter. Mittlerweile waren wir auf der E75, die ziemlich gerade nach Süden führt.

E75

Die Straße wurde nicht spannender. Es ging fast nur geradeaus durch Schnee, rechts und links von Bäumen gesäumt mit 80 km/h, der im Winter zulässigen Höchstgeschwindigkeit.

Zwischendurch mussten wir noch einmal für ein paar Rentiere abbremsen. Diese liefen die Straße entlang vor uns her und hatten wenig Möglichkeit auszuweichen. Ich hatte Angst, sie zu überfahren, weswegen ich lieber hinter ihnen blieb. Als ich einmal doch versuchte, vorbei zu fahren, lief eines rüber auf meine Spur. Also blieb ich wieder hinter ihnen, bis sie endlich eine Stelle gefunden hatten, wo sie von der Straße runter konnten.

E75

Kurz vor Rovaniemi überquerten wir den Polarkreis wieder, an dem direkt das Weihnachtsdorf, in dem der Weihnachtsmann seinen Wohnsitz hat und wo die Finnische Post die Weihnachtsbriefe beantwortet, liegt.

Einfahrt Weihnachtsdorf

Wir waren so perplex von dem plötzlich einsetzenden Trubel, der hier herrschte und der uns nach der Einöde Lapplands völlig unvorbereitet traf, dass wir nicht mehr als diesen einen beleuchteten Pfosten geknipst haben und schnell wieder weitergefahren sind. Einerseits wäre es sicher nett gewesen, sich das Ganze etwas genauer anzusehen. Andererseits fand ich die ganzen Anglizismen (Santa Claus Village, Santa Claus Reindeer Resort usw.) genauso abschreckend wie die vielen Menschen, die da unterwegs waren.

Wir fuhren weiter zum Hotel, das der Lebensabschnittsgefährte unterwegs über die Booking-App gebucht hatte. Das Hotel bestand aus zwei Häusern und nur in einem ist eine Rezeption vorhanden, das andere hat die Low-Budget-Zimmer. Und während wir bei letzterem noch mit der Zugangskarte am Eingang kämpften, kamen doch tatsächlich unsere beiden Dänen vorgefahren. Offensichtlich hatten wir nun schon zum vierten Mal in derselben Unterkunft gebucht! Wir waren ziemlich perplex und belustigt.

Das Zimmer war einfach aber zweckmäßig, für einen reinen Übernachtungsstop völlig ausreichend. Zu Abend gab es Tomatensuppe mit Reis, mehr ließ sich mit dem Wasserkocher als einzigem Küchengerät nicht zubereiten, und dazu Salat. Wir gingen bald schlafen, schließlich hatten wir immer noch knapp 2.000 Kilometer vor uns.

Übrigens haben wir auf dem Streckenabschnitt auch die 80.000 km mit unserem Auto erreicht, haben diesen denkwürdigen Moment aber vor lauter Ah und Oh und Rentiere und so verpasst.

Macht aber nix, dafür gibt es hier die Galerie des Lebensabschnittsgefährten: