Von Rovaniemi über Strömsbruk nach Rostock
Wir waren früh(?) … spät(?) wach. Finnland ist in einer anderen Zeitzone als wir. Nach finnischer Zeit saßen wir um 09:26 Uhr im Auto, was relativ spät war. Die Uhr vom Qashqai hatten wir für den einen Tag aber nicht umgestellt, da war es 08:26 Uhr. Die Temperatur betrug 2°C, der Lebensabschnittsgefährte fuhr zuerst während ich frühstückte. Das hatte er bereits im Hotel erledigt, als ich unter der Dusche stand.
Als der Lebensabschnittsgefährte die Taschen zum Auto brachte, während ich noch den Rest zusammenräumte, kam er mit einer Überraschung zurück: “Jemand” hatte einen Nordkap-Aufkleber bei uns an die Schreibe gesteckt! Ich freute mich wie verrückt! Als wir da waren, war ja die Nordkaphalle geschlossen. Und da wir am nächsten Morgen abfuhren, bevor die Souvenirläden öffneten, das tun sie nämlich in der Regel erst um 11 Uhr, wenn die Hurtigrute da ist, hatte ich keine Gelegenheit, mir ein Nordkap-Souvenir zu kaufen. Umso mehr freute ich mich jetzt darüber.
Die Straßen in Finnland sind sehr gut ausgebaut und in sehr gutem Zustand. Dennoch ist das Fahren in Finnland etwas nervtötend. Die eintönige Landschaft, die auch bei Tageslicht nicht abwechslungsreicher ist, ist das Eine. Das andere sind die Finnen, die drängeln, sich nicht unbedingt an die Vorschriften halten und vor allem das Fernlicht sehr, wirklich sehr spät ausschalten. Geduld ist, glaube ich, nicht des Finnen Stärke. Aber wir hatten es nicht mehr weit, da waren wir auch schon in Schweden.
Das erste, was wir nach der Grenze wahrgenommen hatten, war ein IKEA, was auch sonst.
Kurz nach der Abzweigung auf die E4 kamen wir an den nördlichsten Zipfel der Ostsee, Zeit für einen kurzen Photostop.
Hier ist sie im Winter immer zugefroren. Und in diesem Teil besteht sie auch praktisch nur aus Süßwasser mit entsprechendem Fischbestand. Zum Brackwassertümpel wird die Ostsee erst weiter im Süden.
Die Straßen in Schweden waren nicht weniger eintönig als die in Finnland. Lediglich das Zeug, das am Wegesrand rumstand, war interessanter, zum Beispiel Ufos.
Wir hatten keine Zeit herauszufinden, was es damit auf sich hat.
Das Licht nahm langsam aber stetig wieder zu. Da wir südwärts fuhren, dauerte die Dämmerung unglaublich lange.
Wir wechselten uns mit dem Fahren etwa alle 1,5 Stunden ab. Ein guter Rhythmus, um vor Eintönigkeit und in schlechtem Licht nicht allzu sehr zu ermüden.
Gegessen wurde unterwegs im Auto, gehalten nur für Kaffee, Pipi, Tanken. Der Beifahrer ermittelte schonmal die Zeiten der Fähren für den nächsten Tag und war außerdem für das Aufspüren und Buchen einer geeigneten Übernachtung zuständig sowie fürs Photographieren.
Zwischendurch war es immer wieder mal ein wenig vereist und glatt, weswegen wir nicht ganz so schnell wie erhofft vorwärts kamen.
Aber je weiter wir in den Süden kamen, umso weniger wurden Eis und Schnee auf und neben der Fahrbahn.
Um 19:30 Uhr waren wir nach 866 Kilometern in Strömsbruk in unserem Hostel angekommen. Wir machten uns in der Gemeinschaftsküche noch eine Dose Ravioli warm, spülten das Geschirr und gingen recht früh zu Bett. Wir waren ziemlich müde.
In der Unterkunft war außer uns nur eine niederländische Familie. Die waren mit ihrem vier Monate alten Säugling in Norwegen gewesen. Sehr löblich, den Nachwuchs schon frühzeitig mit dem Norwegen-Virus zu infizieren. ;)
Die Sicherung über der Zimmertür war echt spannend. Das Bad und die Toilette sahen aus wie Krankenhauseinrichtungen aus den 60ern. Dem Betreiber nach waren dies einmal Gemeinschaftsunterkünfte für Arbeiter vor 50 - 60 Jahren.
Am nächsten Morgen machten wir uns um 07:50 Uhr auf den Weg. Die Frühstücksprozedur war ähnlich wie am Tag zuvor. Es war mit 2°C sehr mild, der Himmel war klar und wolkenfrei. Die Straßen waren völlig frei von Schnee und Eis, größtenteils zweispurig ausgebaut mit erlaubter Geschwindigkeit von 110 km/h, an manchen Stellen sogar 120 km/h. Wo es ging, fuhren wir die auch. Einzig der Wind hielt uns teilweise davon ab, da unser Auto extrem windanfällig ist und bei 120 km/h von den Böen, die seitlich aufs Auto trafen, schonmal leicht auf die Nebenspur gedrückt wurde. Lenkrad festhalten, gegenlenken und im 1-Stunden-Rhythmus Fahrer wechseln waren unsere Gegenmaßnahmen.
Die Sonne! Zwei Wochen haben wir die Sonne nicht gesehen, weil es entweder zu bewölkt war oder wir zu weit im Norden waren und sie gar nicht aufging.
Sie schien auch den ganzen Tag, stand sehr tief und war ein weiteres Erschwernis zum Wind. Aber wir kamen trotzdem gut voran.
Zwischendurch schaute ich auf der Seite von Statens vegvesen, wie die Straßenverhältnisse in Norwegen waren, inspiriert von den Wetterwarnungen für Rostock, die der Lebensabschnittsgefährte via App erhielt.
Als wir noch auf dem Weg in den Norden waren, dachte ich ja oft, wir wären vielleicht etwas zu früh dran, weil das Wetter so gar nicht winterlich war. Es regnete viel und war eher herbstlich nasskalt. Wären wir allerdings jetzt erst unterwegs, würden wir vermutlich nicht weit kommen, da immer wieder die Straßen und die Fährverbindungen gesperrt werden mussten wegen der Wetterbedingungen. Es gab Stürme auf See, Überschwemmungen und Lawinen auf den Straßen.
In Nyköping legten wir eine kurze Pause ein und aßen an der Tankstelle Hotdogs. Das scheint hier durchaus üblich zu sein. An jeder Tankstelle, wo wir bisher für Kaffee, Pipi oder Tanken gehalten haben, kauften Leute Hotdogs. Das war Anregung genug für mich, um mir Hotdogs zu Mittag zu wünschen. Und die waren gar nicht mal schlecht!
Bei der Gelegenheit stellten wir fest, dass der Qashqai dringend mal gewaschen werden musste.
In Tallboda gingen wir einkaufen. Wir hatten kein Brot mehr, benötigten aber heute noch welches fürs Abendbrot und am Sonntag auch welches zuhause. Kurz darauf sah ich im Augenwinkel links von der Straße einen Elch über einen Acker rennen! Ich fuhr gerade und konnte daher nur noch einmal einen Schulterblick zurück wagen. Es war tatsächlich einer!
Die Sonne hatte uns den ganzen Tag nicht verlassen. Zwischen Stockholm und Helsingborg lag noch einmal ein wenig Schnee auf und neben der Straße. Aber das sah eher nach Puderzucker als nach richtigem Schnee aus.
Auffallend waren in Schweden übrigens die Autos im Straßengraben. Auf unserer Fahrt durch das Land haben wir mindestens fünf oder sechs Autos im Straßengraben liegen sehen.
Die E4 führt ziemlich lange am Vättern, dem zweitgrößten See Schwedens entlang. Beim kurzen Stop zwischendurch konnten wir die Brandung rauschen hören und im Süden des Sees hatte der ganz schöne Wellen.
Unterwegs überlegten wir immer wieder mal, welchen Weg wir zurück nach Rostock nehmen sollten. Wir hatten zwei Möglichkeiten: Entweder bis Trelleborg fahren und da auf eine der beiden Fähren, die dort abfahren (TT-Line und Stena Line). Die legen beide gegen 23 Uhr ab und sind dann gegen 5 Uhr oder so in Rostock. Oder wir fahren nur bis Helsingborg, dort auf die Fähre nach Dänemark, an Kopenhagen vorbei bis Gedser und dort auf die Fähre nach Rostock. Die letzte ging ab Gedser um 21:30 Uhr und sollte um 23:30 Uhr in Rostock ankommen. Abhängig war die Entscheidung natürlich auch davon, wie gut wir durchkommen würden.
Da man in Schweden zwar nicht schneller als 110 oder 120 km/h fahren darf, diese aber ziemlich konstant durchfahren kann, entschieden wir uns für die zweite Variante, mit der auch Schlaf im eigenen Bett verbunden war. Gegen 17:30 Uhr waren wir in Helsingborg angekommen.
Tschüß Schweden, hallo Dänemark!
Die Fahrtzeit durch Dänemark betrug etwa zwei Stunden. Man muss erstmal an Kopenhagen vorbei, wo einiges los war. Dann wurde die Autobahn immer leerer. Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke wechselten wir. Und wie parkt man am besten, wenn man den gesamten Rastplatz für sich alleine hat?
Genau so und nicht anders! …
Um 20:45 Uhr waren wir nach 1111,6 Kilometern an der Fähre in Gedser angekommen. Uns trennte nur noch eine zweistündige Schifffahrt von unserem eigenen Bett. Mit 10 Minuten Verspätung kam die Fähre dann auch endlich an.
Nach dem Essen legte ich mich auf eine Bank. Das Schiff war fast leer, wir hatten Platz genug, uns auszubreiten. Aber das Schaukeln und Rollen des Schiffs wirkte sehr einschläfernd. Da mich vermutlich nach einer Stunde niemand wachbekommen hätte, setzte ich mich lieber wieder hin. Wir gingen noch eine Runde durchs Schiff, vor allem auch an die frische Luft zum Wachwerden.
Nachdem wir die Westmole in Warnemünde passiert und die auslaufende Tom Sawyer der TT-Line geknipst hatten, gingen wir wieder nach unten und warteten darauf, dass das Autodeck geöffnet wurde.
Das Schiff wendete noch und parkte dann rückwärts ein. Mit etwa 15 Minuten Verspätung legten wir an und fuhren von Bord.
Home sweet home!
Um 00:04 Uhr stellten wir das Auto nach 5.971 Kilometern müde, fertig, geschafft und zufrieden ab.
Und last but not least die Lebensabschnittsgefährtengalerie: