Von Steinkjer an den Polarkreis
Die Nacht war besser, das Bett nicht so weich und die Ruhe einfach unglaublich. Als wir uns auf den Weg machten, war es schon ein wenig hell. Wir mussten noch zur Rezeption, die Hütte bezahlen, dann ging es los.
Zunächst pflanzte ich unser USB-Weihnachtsbäumchen aufs Armaturenbrett. Schließlich war der 24. Dezember, da stand dem Qashqai ein wenig Schmuck ganz gut zu Gesicht.
Die Landschaft wurde rauher, das Wetter ebenso. Alles wurde nordischer. Teilweise fuhren wir durch dichten Nebel.
Über den Bergen sah man noch die letzten Sonnenstrahlen. Ich knippste wie ein Weltmeister, denn wer weiß, wann wir die Sonne wieder sehen würden.
Die Straßen waren weitgehendst frei von Autos aber nicht von Schnee und Eis. Trotzdem kamen wir gut voran. Plötzlich tat sich vor uns im schönsten Wintersonnenlicht die Nordland-Grenze auf.
Hier gab es einen Rastplatz, an dem wir anhielten, um Photos zu machen, frische Luft zu schnappen und auch die Drohne zu testen.
Dort waren es übrigens -5°C und nur fünf Kilometer weiter waren es schon -8°C. Die Temperaturen wechselten entlang der Strecke ständig.
Nun fuhr ich weiter und als wieder ein Schild am Rand auftauchte, das auf eine “Stor Elgfare” hinwies, sah der Lebensabschnittsgefährte zwei Stück am Wegesrand! Zwar hatte er die Kamera zur Hand und auch sofort hochgerissen und geknipst, aber wir waren mit rund 90 km/h unterwegs, was eindeutig zu schnell war, um zwei dunkle Tiere vor dem dunklen Wald im Halbdunkel zu knipsen. Trotzdem, hier ein Elch-Suchbild. Zumindest einen der beiden kann man relativ gut erahnen.
Nicht gefunden? Links neben dem Waldweg beim Holzstapel, einer ist davor, der andere dahinter. Hier der entsprechende Ausschnitt:
Aber damit nicht genug. Hier im Norden begegnet einem allerlei Ungewöhliches am Wegesrand. Ein entgegenkommendes Licht war zunächst für unsere ungeübten Augen nicht identifizierbar. Erst als wir es passierten sahen wir, dass es ein Schneemobil war. Und dann entdeckten noch das hier auf der Straße:
Die sind total putzig! Und viel kleiner als ich sie mir vorgestellt hatte. Und da sie nicht bejagt werden, haben sie auch keinerlei Scheu und die Ruhe weg. Die beiden ließen sich Zeit dabei, zum Rest der Herde am Wegesrand zurückzukehren.
Die Photos hat der Lebensabschnittsgefährte gemacht. Außerdem haben wir geistesgegenwärtig die GoPro eingeschaltet.
Bald darauf tauschten wir noch einmal die Plätze. Das Licht wurde immer dämmriger. Und immer wieder tauchten Nebelbänke auf.
In Mo i Rana wechselten wir von der E6 auf die Straße Nr. 12 und von dieser auf die Straße Nr. 17. Die Straße Nr. 17 ist der alte Kystriksveien, die Reichsküstenstraße. Sie schlängelt sich an der zerklüfteten Felsenküste der nordnorwegischen Schärenlandschaft entlang, eng und in eher mäßigem Straßenzustand, auf der einen Seite das Wasser, auf der anderen Seite der Berg.
Gegen 18 Uhr kamen wir an der Hütte an. An Heiligabend ist hier natürlich keine Rezeption besetzt. Der Betreiber hatte uns im Vorfeld die Nummer der Hütte per E-Mail geschickt zusammen mit dem Hinweis, dass die Hütte offen sei und der Schlüssel von innen steckt. So war es auch. Und es war gemütlich warm im Inneren und eine elektrische Laterne sorgte für zusätzliche Stimmung.
Ich hatte den Wunsch geäußert, Weihnachten auf dem Polarkreis zu verbringen. Der liegt auf 66,57° nördlicher Breite. Knapp verfehlt, wir haben auf 66,51° nördlicher Breite übernachtet, also etwa 6,66 Kilometer weiter südlich. Davon ließen wir uns nicht die Laune verderben. Wir hatten bisher schon Elche gesehen, Rentiere auf der Fahrbahn und dank wolkenfreiem und sternklarem Himmel sogar eine Chance auf Polarlichter!
Ich bereitete unser Weihnachtsessen zu. Es sollte Hühnergeschnetzeltes mit Paprika und Reis geben, dazu eine Fertig-Salatmischung aus der Kühltheke. Das war wenig Aufwand und ging schnell. Ich habe wenig Lust, meine Zeit im Urlaub am Herd zu vertrödeln. Das Essen schmeckte aber vorzüglich und Dank mitgebrachtem Weihnachtsbaum kam sogar ein wenig Feststimmung auf. ;)
Anschließend machten wir es uns mit Süßkram auf der Couch gemütlich und schauten unsere Bilder und Videos. Zeitig gingen wir ins Bett. Die Polarlichter mussten ohne uns leuchten.
Hier die Galerie des Lebensabschnittsgefährten:
In diesem Sinne: God Jul!