Auf nach Norwegen!

Es ist Oktober, Geburtstagsmonat, die jährliche Herbstreise steht an. Eigentlich hatten wir ja überlegt und geplant, mal in den Süden zu fahren, Frankreich, Spanien, vielleicht sogar Marokko. Aber dann hieß es, dass unsere Reisepässe, die wir Mitte August beantragt hatten, erst nach zwei Monaten fertig seien. Zu knapp für die geplante Oktoberreise in den Süden bis nach Marokko, die spätestens Anfang Oktober im Travel-Office beggonnen hätte. Na ja und dann nahm es die Wendung, die es fast immer nimmt: “Wir waren schon sooo lange nicht mehr in Norwegen, sollen wir nicht doch wieder nach Norwegen fahren?”

Autobahnauffahrt A20 Richtung Lübeck

Am Mittwoch ging es los. Auf eine Fährüberfahrt verzichteten wir wegen Corona. Auch wenn die ganze Welt um uns herum für sich entschieden hat, dass die Pandemie vorbei sei, so hat es leider niemand dem Virus gesagt. Ich hatte eine Infektion im Juni, ich war zwei Wochen richtig krank und insgesamt drei Monate völlig neben der Spur mit Wortfindungsstörungen, Erschöpfung, Herzrhythmusstörung und dem, was man wohl als Brainfog bezeichnet. Viele Tage waren mit nichts Anstrengenderem ausgefüllt, als auf der Couch rumzuliegen und Solitär auf dem Handy zu daddeln. Und so ganz fit bin ich bis heute nicht. Das muss ich nicht noch einmal haben. Und da sämtliche Beschränkungen auch in engen Innenräumen aufgehoben sind und man bei Scandlines auch nicht mehr im Auto bleiben darf, haben wir halt 500 km Umweg in Kauf genommen. Außerdem wollte ich unbedingt mal über die beiden Brücken fahren.

AdBlue-Preis an der Tankstelle: 1,789 Euro

Wann genau sind die Preise für AdBlue eigentlich so explodiert?

Einfahrt nach Kiel, am Horizont steigt eine Rauchwolke auf

Unseren ersten Stopp machten wir in der Nähe von Kiel. Als wir von der Autobahn herunter waren, sahen wir eine große Rauchwolke aufsteigen. Irgendwo brannte es wohl.

Enge Zufahrt zu unserem Stellplatz

Unser Stellplatz war der Parkplatz von einem Freibad, das mittlerweile geschlossen hat. Die Zufahrt war eng, sehr eng. Aber wir waren gewarnt, dass man die Zufahrt nicht als solche erkennen und eher einen Privat- oder Fußweg vermuten würde.

Ein Kumpel vom Lebensabschnittsgefährten wohnt in einem kleinen Vorort von Kiel. Ihn und seine Familie hatten wir schon öfter auf dem Rückweg von Norwegen besucht. Diesmal setzten wir uns nicht in die Küche, diesmal kam der Kumpel zu unserem Camper. Er und der Herr Lebensabschnittsgefährte standen fast zwei Stunden draußen mit Abstand und frierend herum und unterhielten sich. Anschließend gingen wir ins Bett - ohne den Kumpel natürlich, der fuhr nach Hause zu seiner Familie.

Die Statistik für unseren ersten Tag: 208 km

Foto Bordcomputer: 208 km

Am nächsten Morgen war es lausig kalt im Camper. 6,2 °C war die niedrigste Temperatur in der Nacht.

Anzeuge Thermometer: 6,2 °C

Wohl dem, der eine Heizung sein eigen nennen darf. Und im Gegensatz zur Herbstreise im letzten Jahr, die wir wegen der Heizung abgebrochen hatten, wussten wir, dass sie mittlerweile dank der eingebauten Zusatzbatterie einwandfrei funktioniert.

Sonnenaufgang über Bäumen

Morgens machten wir einen kleinen Spaziergang. Der Stellplatz lag direkt an der Eider und wir liefen ein kleines Stück den Fluss entlang und dann wieder zum Camper zurück.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte musste schließlich noch arbeiten. Leider haben sich die Bedingungen fürs Arbeiten im Ausland bei ihm seit unserer grandiosen Tour im letzten Jahr drastisch geändert. Die Anzahl der Länder, in denen das noch erlaubt ist, ist überschaubar, von den nordischen Staaten ist kein einziger dabei. Daher fuhren wir arbeitend bis zur dänischen Grenze und planten, Freitagnachmittag durchzustarten Richtung Skandinavien.

Dorfdurchfahrt

Da erst Donnerstag war, fuhren wir an diesem Tag nur bis Tarp. Wir hatten es nicht eilig, haben wir es ja eigentlich nie, daher fuhren wir über Land und gingen zwischendurch noch tanken.

Bundesstraße

In Tarp übernachteten wir auf einem nicht sehr vollen Pendlerparkplatz, der nahe der Autobahnauffahrt gelegen ist.

In die Statistik gehen für diesen Tag 76 Kilometer ein, für die wir eine Stunde und 31 Minuten benötigt haben.

Bordcomputer: 76 km

In der Nacht war ich wach geworden, weil eine Mücke nervte. Ich dachte eigentlich, diese Phase des Jahres hatten wir hinter uns gelassen. Ich suchte mein Handy, um die Taschenlampe zu benutzen, der Herr Lebensabschnittsgefährte machte die Lampe an seiner Arbanduhr an mit den Worten: “Lass mich dein Armleuchter sein!” Gerne doch, gerne. Das Handy wurde gefunden, die Mücke auch, was sie allerdings nicht überlebte.

Spannend fand ich ja, wie viele Leute hier nachts auf dem Pendlerparkplatz unterwegs waren. Es ist unglaublich, was all diese Menschen für unmenschliche Arbeitszeiten haben.

Kaffeekocher

Für einen morgendlichen Spaziergang war das Terrain eher ungeeignet. Daher beschränkte ich mich darauf, einmal über den Parkplatz zu laufen, ein Photo von Bert zu knipsen und ein Schild, das besagt: “Das Abladen von Müll und sonstigen Abfällen ist verboten.”

Als der Lebensabschnittsgefährte um 15 Uhr Feierabend machte, fuhren wir los. Das Wetter war top, wie es sich für einen Urlaub gehört, nur ein wenig warm für die Jahreszeit.

A7 Richtung Dänemark

Bis zur dänischen Grenze war es nicht weit.

Dort wurden wir übrigens kontrolliert. Mir war nicht bewusst, dass Dänemark auch ohne Corona noch Grenzkontrollen durchführt. Der Beamte fragte uns, wohin wir reisen wollten und was wir vorhatten. Mit der Antwort, dass wir auf der Durchreise nach Schweden seien und dann weiter nach Norwegen wollten, gab er sich zufrieden und wir durften fahren. Vermutlich hatte auch jemand durch das Heckklappenfester geguckt und festgestellt, dass Bert ein Camper und kein Transporter ist.

Auf dem ersten dänischen Rastplatz gibt es eine Entsorgungsstation für Campingfahrzeuge, die wir in Anspruch nahmen.

Als erstes passierten wir die Ny Lillebæltsbro, die Autobahnbrücke über den Kleinen Belt.

Brücke über den Kleinen Belt

Wir überquerten die Insel Fyn und passierten dann die Storebæltsbro, während die Sonne langsam am Horizont verschwand.

Sonnenuntergang im Außenspiegel des Autos

Während wir über die Brücke fuhren, schickte sich die Color Magic der Reederei Colorline an, unter der Brücke durch zu fahren. Wir kennen die Brücke auch aus dieser Perspektive, sind die Strecke auch schon mehrmals gefahren.

Nachdem wir die Storebæltbrücke passiert hatten, machten wir auf einem anderen Rastplatz eine Pause mit Kaffee und Kuchen und Fahrerwechsel. Kurz vor der Öresundbrücke tauschten wir noch einmal.

Mein Smartphone taugt nicht viel für Aufnahmen im Dunkeln. Die Staatsgrenze (auf dem ersten, unscharfen Bild) befindet sich mitten auf der Brücke. Die Pylonen sind normalerweise im Dunkeln beleuchtet. Aber die Öresundbrücke war dieses Mal nicht beleuchtet. Vielleicht wird auch hier Energie gespart. Ob das Energiesparen wirklich notwendig ist, mag ich nicht beurteilen. Gut finde ich es allemal. Es tut nicht Not, Ressourcen und Geld zu verschwenden, um die Lichtverschmutzung zu forcieren. Ich finde es auch zuhause sehr angenehm, dass Rostock nachts weniger hell erleuchtet ist.

Auch an der dänisch-schwedischen Grenze gab es Kontrollen, allerdings wurden wir dort durchgewunken.

Unser Ziel war der Parkplatz in Lomma, auf dem wir bei unserer Märzreise die letzte Nacht verbracht hatten. Als wir dort ankamen, waren wir zunächst wieder alleine, später gesellte sich noch ein dänisches Wohnmobil zu uns.

Frosch (Stofftier) mit Thermometer

Der Frosch, der ja Vollzeit im Camper lebt, ist nun hauptberuflich Wetterfrosch und darf das Thermometer festhalten.

Für die Statistik: 382 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

Bordcomputer: 382 km

Ich hatte nicht viel geschlafen. Stattdessen habe ich die ganze Nacht den Wasservögeln zugehört, die sich mit leisem Piepsen verständigt hatten. Irgendeine Gänseart hatte ich identifiziert und noch eine andere Vogelart. Jetzt bei Tageslicht konnte ich sehen, dass das wohl die Blesshühner gewesen sein müssen. Denn quasi vor unserer Türe tummelte sich eine illustre Gruppe bestehend aus Weißwangengänsen, Blesshühnern, Enten und Schwarzkopfmöwen auf dem Wasser. Der Herr Lebensabschnittsgefährte ging auf Knipstour.

Aussicht aus dem Camper auf den Öresund

Unser Auto auf dem Stellplatz

Wir fuhren ohne nennenswerte Pause durch Schweden durch und wechselten uns alle 1,5 Stunden ab. Das Wetter wechselte von Sauwetter zu Nebel zu Regen und wurde schlussendlich doch noch sonnig.

Leider mussten wir noch vor der norwegischen Grenze tanken und schütteten Diesel zum irrsinnigen Preis von 2,55 Euro pro Liter in unser Auto. Und das, wo doch der Sprit angeblich überall billiger ist als in Deutschland … Seltsam, wenn ich im Ausland bin, ist der Sprit da teurer.

Norwegische Grenze

An der norwegischen Grenze gab es diesmal keine Grenzkontrolle.

Herbstlandschaft in Norwegen

Ich hatte einen Stellplatz am Oslofjord ausfindig gemacht. Im Sommer dient der Parkplatz vor allem den Einheimischen, die hier zum Baden etc. gehen. Aber jetzt im Herbst war dort nichts los und es störte niemanden, wenn wir dort für eine Nacht standen.

Dafür hatten wir eine grandiose Aussicht! Wir freuten uns schon darauf, wenn die Color Magic am nächsten Morgen vorbeifahren würde! Hier noch das Geknipse vom Lebensabschnittsgefährten:

Abends spielten wir noch etwas im gemütlich warmen Camper. Nach dem Abendbrot bauten wir das Bett und schauten noch einen Film. Allerdings mussten wir dieses Unterfangen nach einer halben Stunde aufgeben, weil es anfing zu schütten wie aus Eimern und der Regen so übelst laut auf unser Aluminiumhardtop prasselte, dass wir kein Wort mehr verstanden. Also Laptop aus und auf dem Handy rumdaddeln.

Zum Schluss wie immer die Statistik: 531 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

Bordcomputer: 531 km

Diesmal haben wir einen GPS-Tracker die ganze Zeit mitlaufen lassen. Der ist zwar ein wenig ungenau, weil der Standort nur alle paar Minuten aktualisiert wird, aber für das Autobahnfahren reicht es definitiv. Hier also unsere bisherige Strecke auf der Karte, eine Farbe für jeden Tag:

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

15. Oktober 2022
Kiel · Tarp · Lomma · Drøbak