Erstmal in die Apotheke

Immerhin konnte ich halbwegs schlafen. Kaffee gibt es für mich nicht mehr, meinen Flüssigkeitsbedarf decke ich nur noch mit Tee. Ein wenig haben wir noch, wir müssen im Laufe des Tages für Nachschub sorgen.

Mir geht es ziemlich elend, ich habe sogar schon einen Abbruch der Reise in Erwägung gezogen. Vorher wollen wir es allerdings noch auf dem üblichen Weg versuchen und fahren zu einer Apotheke. Ich habe nämlich zu wenig Tabletten dabei (Wird schon gut gehen …) und die Wärmflasche vergessen (Die habe ich ja noch nie gebraucht!). Ob es das Kombipräparat, das ich für gewöhnlich nehme, hier in Norwegen gibt, weiß ich nicht. In den Niederlanden habe ich 2014 schon erfolglos versucht, das zu bekommen, meine Auslandserfahrungen diesbezüglich sind also eher mäßig.

In Skånevik müssen wir etwas länger auf die Fähre nach Utåker warten. Wir nutzen die Gelegenheit, um ein wenig herumzuspazieren. Im Ort gibt es eine Brücke zu einer kleinen vorgelagerten Insel, die wohl ein Naherholungsgebiet für den Sommer ist.

Später setzen wir mit der Fähre über. Bei diesen kurzen Fahrten kann man ja stets im Auto sitzen bleiben, was ganz angenehm ist.

Wir setzen unseren Weg nach Husnes fort. So richtig genießen kann ich die tollen Straßen und die schöne Herbstlandschaft eigentlich nicht.

In Husnes gibt es ein Einkaufszentrum, in dem eine Apotheke ist. Und dort wollen wir versuchen, für mich Tabletten zu bekommen, um mein Leiden ein wenig zu lindern.

Parkplatz Einkaufszentrum

Wir betreten die Apotheke im Einkaufszentrum in Husnes, die leere Packung Buscopan Plus in der Hand. Zunächst sind wir maximal verwirrt und überfordert. Im Eingang der Apotheke steht ein Kasten für Kunden mit Rezept. Dort scannt man das Rezept ein und wird dann aufgerufen. Drei Schalter sind für die Abholung von Rezepten besetzt, bedienen aber nur, wenn man eine entsprechende Nummer hat. Die Kasse auf der gegenüberliegenden Seite ist unbesetzt. Schmerzmittel liegen frei zugänglich in den Regalen, das von mir Gewünschte kann ich allerdings nicht entdecken. Schmerzmittel bekommt man aber - wie in den Niederlanden - auch im Supermarkt.

Wir fühlen uns ein wenig verloren und gehen erst einmal wieder raus, um in Ruhe nachzudenken und der Wärme zu entkommen. Unterdessen macht sich im Inneren der Apotheke ein Mitarbeiter auf den Weg zur vorhin noch unbesetzten Kasse. Den schnappen wir uns, der kann uns bestimmt helfen. Wir gehen wieder hinein.

Wir können zwar Smalltalk-Norwegisch, aber für medizinischen Kram reicht es dann doch nicht. Ich halte dem Mitarbeiter mein Handy unter die Nase, auf dem die norwegische Wikipedia-Seite zum Reizdarmsyndrom geöffnet ist, und die leere Buscopan-Packung und sage ihm, dass ich das Präparat gerne hätte, so es denn - wie in Deutschland - rezeptfrei erhältlich ist. Buscopan findet er super, das sei das beste Mittel bei Reizdarmsyndrom. In Norwegen benötigt man dafür aber ein Rezept. Er erklärt uns, wo das nächste Legesenter ist. Eine Legesenter ist so eine Art Poliklinik oder Arztzentrum, es gibt allerlei Fachrichtungen unter einem Dach und es ist immer einer da, der einem hilft. Eine sehr gute Sache, wie ich finde. Bevor er uns allerdings dorthin schickt, kommt ihm noch ein Gedanke, den er mit Hilfe des Computers verifiziert: Buscopan ist leider nicht auf Lager. Das Mittel wird aus Deutschland importiert und dort gibt es zurzeit massive Lieferengpässe für diverse Medikamente, unter anderem auch Buscopan. Hier habe man das Mittel schon über einen Monat nicht mehr bekommen. Und eine Alternative dazu gibt es nicht.

Na toll.

Frustriert setzen wir unseren Weg fort. In Uskedalen gehen wir einkaufen, versuchen Zwieback und Kamillentee zu bekommen. Zwieback scheint es in Norwegen nicht zu geben und Kamillentee ist exorbitant teuer.

In Rosendal gibt es einen Wohnmobilstellplatz direkt am Wasser und außerdem eine Entsorgungsstation. Dort entsorgen wir erst einmal alles, was wir zu entsorgen haben, und füllen Wasser auf. Dann machen wir noch einen Abstecher nach Fossberg.

Parkplatz in Fossberg

In Fossberg legen wir noch einmal eine kurze Pause ein und der Herr Lebensabschnittsgefährte fliegt die Drohne. Gerne wären wir hier auch für den Rest des Tages und über Nacht stehen geblieben, aber das ist leider nicht erlaubt, daher fahren wir nach einer Tasse Tee weiter.

Am nächsten Tag wollen wir auf die andere Seite des Hardangerfjord wechseln. In Årsnes gibt es eine Fähre nach Gjermundshamn, da wollen wir gerne hin. Also suchen wir uns einen Stellplatz in der Nähe.

An einer ruhigen Seitenstraße kurz vor Årsnes, in einer Gegend, die auf der Karte als Årshammar bezeichnet ist, werden wir fündig. Dort lassen wir den Tag ausklingen, ich lege mich mit Kamillentee hin und versuche, meinen Bauch zu beruhigen. Zu essen gibt es für mich nur noch Toast, das ich vor dem Auslass der Heizung ein wenig “röste”.

Abschließend wie gewohnt die Statistik: 69 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

69 km

Auf der Karte sieht das so aus: