Tag 8: Blackout, Finsterwalde und Luckau

Morgens um halb Sechs geht der Lüfter aus. Die Bordbatterie ist leer. Das ist aber kein großes Problem, wir fahren ja heute schon am Morgen los. Schlimmer finde ich, dass ich samstags um halb Sechs wach bin. Und keine Heizung zum Frühstück, es ist bei 6 °C Außentemperatur etwas frisch aber auch das ist verkraftbar. Der heiße Kaffee richtet es. Blöd ist nur, dass es regnet und wir jetzt keine Zwangsentlüftung haben. Und mittlerweile ist es unvorstellbar, dass wir genau so und bei solchen Temperaturen und so einem Wetter die erste Tour im Camper gemacht und das drei Monate lang ausgehalten haben.

Abraumbrücke

Um halb Acht geht es schon los. Zunächst entleeren wir auf der Toilette vom Stellplatz unsere Kanister. Das macht der Herr Lebensabschnittsgefährte im Pissoir. Dann fahren wir los, noch einmal an der Abraumbrücke vorbei.

Kein Schild

Laut Google-Maps können wir auch auf der anderen Seite das Gelände verlassen und müssen nicht zurück fahren. Aber wir stellen fest, dass es wieder einmal eine Straße ohne Schild auf unserer Seite war, die Schranke war offen, von der anderen Seite aber steht, dass die Einfahrt verboten ist. Irgendwann gibt das mal Ärger.

Unser erstes Ziel ist Finsterwalde. Da gehen wir erst beim Lidl in der Stadt einkaufen, so früh ist ja noch nicht viel los. Und außerdem können wir unser Auto dann gleich auf dem Parkplatz stehen lassen und uns den Ort angucken.

Wir gehen zum Schloss Finsterwalde, das recht hübsch ist. Darin ist die Stadtverwaltung untergebracht.

An der Pfarrkirche St. Trinitatis kommen wir auch vorbei.

Danach gehen wir zum Markplatz, auf dem auch das barocke Rathaus zu finden ist.

Ein Passant spricht uns auf dem Markplatz an und will uns einen Tipp für ein Photomotiv geben. Er zeigt auf die beiden Häuser unten im Bild. Zuerst stand das gelbe, in dem heute der NKD ist. Dann wurde das Eckhaus mit den Erkern gebaut. Und die Legende besagt, dass der Eigentümer des gelben Hauses sich so über das vorstehende Erkerhaus geärgert hat, dass er ein Relief mit herausgestreckter Zunge hat anbringen lassen. Und so streckt noch heute die Sonne über NKD dem Nachbarhaus die Zunge heraus.

Vom Marktplatz gehen wir zurück zu unserem Auto.

Anschließend fahren wir ein wenig in der Gegend herum und weichen dabei etwas von der B 96 ab. Wir müssen die Batterie voll bekommen, aber wenn wir zu lange auf der B 96 unterwegs sind, fahren wir heute noch durch Berlin durch und sind dann auch schon bald in Sassnitz. So lang ist die längste Bundesstraße Deutschlands ja nun auch wieder nicht. Also drehen wir noch eine kleine Runde und fahren zunächst zurück Richtung Tagebau.

Auf der Karte haben wir nämlich auch Lauchhammer entdeckt. Die gleichnamige Serie ist noch auf unserer Watchlist. Und das war für uns Grund genug, durch Lauchhammer zu fahren.

Dann entdecke ich auf der Karte einen Punkt, der “Biotürme” heißt. Ich habe keine Ahnung, was ein Bioturm sein soll, also fahren wir da auch noch hin.

In diesen Biotürmen wurde einst Koks produziert. Heute sind sie Industriedenkmal.

Glück auf!

Direkt daneben ist der Park der Bergbaurelikte.

Beides, der Park und die Türme, sind nur in den Sommermonaten von Anfang Juni bis Anfang Oktober geöffnet. Daher können wir nur über den Zaun blicken. Lediglich der Kohlebagger steht frei auf dem Feld.

Anschließend fahren wir noch durch den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, mehr als Wald und Bäume sehen wir davon allerdings nicht. Wir fahren aber auch nur am Rand entlang.

Durch Orte mit klangvollen Namen wie Münchhausen und Sonnenwalde fahren wir zurück zur B 96.

Auf der Karte ist ein Marker für eine Schlossruine in Bornsdorf.

Bei der Schlossruine halten wir an und klettern hinten hinein. Es riecht komisch, nach warm gewordener Elektronik. Der Geruch kommt aus der Elektrokiste. Der Ladebooster ist extrem warm, irgendwas stimmt nicht. Vielleicht, weil er so viel tun muss? Das musste er nämlich noch nie. Wir lassen den Deckel vom Fach offen, auch während der Fahrt.

Vom Schloss Bornsdorf ist im Wesentlichen nur noch der Turm erhalten. Ein paar Mauerruinen gibt es auch noch. Und die Wiese davor, die wohl mal ein Park war. Man kann den Turm besteigen, dazu muss man sich im Dorfmuseum einen Schlüssel holen. Dies öffnet allerdings erst um 13 Uhr.

Wir fahren auf der B 96 weiter nach Luckau.

Dort parken wir unser Auto auf dem Marktplatz und drehen eine Runde durch den Ort. Kurzer Bummel durch Luckau, hübsches Städchen.

Anschließend fahren wir zum Parkplatz vom LAGA-Park. In dem Park hat 2000 die Landesgartenschau stattgefunden. Und auf dem Parkplatz gibt es einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz. Eigentlich wollten wir nur zu Mittag essen, beschließen dann aber, über Nacht zu bleiben. So weit ist es nicht mehr bis Berlin. Heute wollen wir da nicht mehr durch, aber zu nah an Berlin oder gar in der Einflugschneise vom BER, wollen wir auch nicht übernachten. Also bleiben wir hier, schalten die Heizung ein und legen die Füße hoch.

Irgendwann beschließen wir, nochmal zum Lidl zu laufen, weil’s heute Morgen nicht alles gab. Dazu tauschen wir erstmal die Plätze, ich muss nämlich aufs Klo. Während ich da sitze, schaltet der Herr Lebensabschnittsgefährte die Heizung aus. Normalerweise geht dann die Lüftung ein und die Heizung muss “ausblasen”, um nicht zu überhitzen. Doch plötzlich schaltet sie ab, geht kurz darauf wieder an und der Regler blinkt wild vor sich hin. Dann kommt eine fette Qualmwolke aus dem Auspuff der Heizung und es stinkt fürchterlich. Ich springe vom Klo, der Lebensabschnittsgefährte reißt den Deckel von der Heizungskiste runter und zieht die Sicherungen der Heizung raus. Jetzt ist erstmal Ruhe und wir gehen einkaufen und lassen das Teil auskühlen.

Nach dem Einkaufen kontrollieren wir die Heizungs- und Stromkiste. Der Plus-Pol der Batterie hat sich wohl gelockert. Der Mann dreht ihn so fest er kann wieder fest und testet dann die Heizung. Die läuft jetzt ohne Probleme. Das Vertrauen in das Gerät hat zwar einen Knacks bekommen, aber da ich nicht draußen im nassen Gras schlafen will, klettern wir erst einmal wieder in den Camper zurück. Heizen müssen wir jetzt eh nicht mehr, es ist warm genug.

Später beim Bloggen sitze ich auf der Heizungskiste und bilde mir natürlich ein, dass es von unten außergewöhnlich warm wird. Aber Einbildung ist ja auch eine Bildung.

Abends fangen wir an, die Serie Lauchhammer zu gucken. Die spielt in Lauchhammer, da sind wir ja heute durchgefahren. Und natürlich liegt die Tote von der Anfangsszene am Tagebauloch, an dem wir übernachtet haben. Das war absehbar, ich habe unterwegs schon gesagt, dass das ja wohl der Ort der Wahl wäre, um eine Leiche abzulegen.

Eine genaue Statistik gibt es heute nicht, wir haben vergessen, den Tacho zu knipsen. Laut dem GPX-File sind wir etwas über 100 km gefahren