Tag 3 und 4 • Auf See

Wir wurden wach und es war strahlend schönes Wetter. Vor unserem Fenster tummelten sich die Schwalben, die direkt über unserem Fenster wohnten und da ihre quengelnden Küken versorgten.

Schwalben vor der aufgehenden Sonne

Das Photo habe ich aber erst später gemacht, vor dem ersten Kaffee kann ich ausschließlich Geräte bedienen, die der Zubereitung von Kaffee dienen. Also machte ich mir einen Kaffee und wechselte in den Aufräum- und Sortiermodus. Ich bekam langsam das Gefühl, dass der Urlaub für mich ausschließlich aus Aufräumen und Sortieren bestand. Ich werde heilfroh sein, wenn das endlich vorbei ist.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte ging duschen während ich schon packte und das Frühstück bereitete. Wir hatten gestern noch Brot gekauft, Nugatti und Marmelade hatten wir ohnehin dabei. Nach dem Frühstück ging ich auch noch duschen, dann packten wir unseren Kram zusammen und machen uns auf den Weg. Wir wollten mit dem Qashqai nochmal zum Strand. Die Gelegenheit hat man ja nicht oft.

Qashqai am Strand

Ich wäre ja gerne noch mehr herumgefahren, aber ich hatte zu viel Sorge, dass wir im Sand stecken blieben und am Ende noch das Schiff verpassen würden. Daher beließen wir es bei der einen Runde und ein paar Photos und machten uns auf den Weg nach Hirtshals. Unterwegs tankten wir die Reisschüssel nochmal voll.

Freakshow am Terminal

Die Freakshow am Terminal ist spannend und witzig. Direkt neben uns stand ein Paar mit einem älteren Landrover Defender, beide vermutlich im Rentenalter oder zumindest kurz davor. Der Typ trug eine kurze Hose und Flip-Flops. Der Autoschlüssel hing an einem langen Schlüsselband, das lässig aus der Hosentasche hing. Den Bauch vor sich her tragend stolzierte er die Fahrzeugreihen ab wie ein Gockel den Hühnerstall. An den abschätzigen Blicken und der ganzen Körperhaltung konnte man erkennen, dass er der Meinung ist, dass ausschließlich er und sonst absolut niemand mit dem richtigen Gefährt und der nötigen Ahnung die bevorstehende Reise antritt. Wie ich solche Typen liebe … Der Rest der Rumstehenden machte einen etwas normaleren Eindruck. Man knüpfte Kontakte, tauschte sich über Ziele aus, Smalltalk-Gelaber, da kann ich eh nicht mithalten.

Startboxen

Die derzeit noch geschlossenen Tore für den Check-in erinnerten mich an Startboxen von Pferderennen. Und ja, wir Menschen agieren da ganz ähnlich. Sobald sich an diesen Toren etwas tut, sitzen alle wieder brav im Auto, die ersten Motoren werden gestartet und Fahrzeuge rollen ungeduldig ein paar Zentimeter vor.

Stargate

Was uns auf der anderen Seite unseres Stargates erwartete, war keine allzu große Überraschung. Wie bei Fähren üblich wurden die Wartenden neu sortiert nach Größe und Ziel. Wir bekamen unsere Kabinenkarten und die Anweisung, uns in Lane 7 einzureihen. Da war der Qashqai dann wieder unter seinesgleichen.

Und wieder warten

Ein Einweiser ging durch die Reihen und erklärte wahlweise auf Dänisch oder Englisch, dass die Beifahrer alle aussteigen, quer über den Platz und in einen Bus einsteigen sollten. Auf das Schiff durfte nur der Fahrer im Auto fahren. Damit sollten wir allerdings noch warten, bis das Schiff da war.

Das Schiff kommt

Ich schnappte mir Koffer und Rucksack und machte mich auf den Weg. Hinter den Reihen mit den Wohnmobilen wartete bereits ein Bus, ein Schulbus, um genau zu sein.

Schulbus

Unser Weg führte uns an den wartenden Fahrzeugen vorbei vom Schiff weg. Von einem der hinteren Sitze sprang ein Mann auf und eilte zum Fahrer, um ihn zu fragen, wo denn dieser Bus hinfahren würde, er wolle doch zum Schiff. Der Fahrer erklärte ihm, dass er zum Terminal fährt. Das verstand der Mann allerdings auch nicht. Die ganze Unterhaltung fand in mehr oder weniger gutem Englisch statt. Es dauerte eine Weile, bis der Mann verstanden hatte, was mit Terminal gemeint ist. Dann wollte er wissen, welches Terminal und ob da auch das richtige Schiff abfahren würde, welches denn und zu welchem Ziel usw. Der Fahrer meinte nur noch: “I don’t know, I’m just driving the bus. Ask the other passengers.” Die lachten schon, genauso wie der Fahrer, als der Mann, dem das sichtlich peinlich war und der ebenfalls über sich lachen musste, zu seinem Platz zurück ging, beruhigt, dass alle nach Island wollen.

Norröna

Am Terminal angekommen war noch Gelegenheit, die Norröna aus nächster Nähe zu photographieren. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Ich hätte mir dafür eine Stunde Zeit lassen können. So lange mussten wir nämlich im Terminal warten, bis wir endlich auf’s Schiff durften. Der Herr Lebensabschnittsgefährte war schon längst in der Kabine und wartete dort auf mich. Die Wartezeit war ziemlich nervig, es war warm und voll. Übrigens herrschte hier ziemlicher Frauenüberschuss, wenn es um der Deutschen liebstes Kind geht, ist es mit der Emanzipation nicht allzu weit her.

Irgendwann war es dann so weit, wir durften auf das Schiff. Ich war die erste, die “über’s Wasser ging” und die Norröna betrat. Dort angekommen war ich ziemlich belustigt, denn hier standen etliche Männer Spalier, um ihre Frauen abzuholen. Meiner nicht, der lag in der Kabine auf dem Bett.

Unsere Kabine

Die Kabine ist ganz hübsch, sauber und gemütlich. Hier kann man es durchaus zwei Tage aushalten. Ich räumte unsere Taschen aus, dann schmiss ich mich noch ein wenig auf das Bett. Zum Ablegen gingen wir dann nach oben an Deck. Ich brauchte einen Kaffee, dazu ein Puddingteilchen.

Kaffee und Plunderteilchen

Auf diesem Schiff hier kann man sogar nach vorne gehen zum Gucken. Auf den Fähren, mit denen wir bisher unterwegs waren, war das nicht möglich.

Blick auf den Bug

Wir verließen den Hafen von Hirtshals und wurden dabei von einem Sportflugzeug begleitet. Der Flog ein paar Runden um uns herum und verabschiedete sich mit dem Gruß des Piloten an die Menschen auf der Erde (kurz einmal zu jeder Seite rollen).

Sportflugzeug

Ein letzter Blick zurück auf die Dänische Küste, die zumindest hier oben echt schön aussieht.

Dänische Küste

Wir gingen in die Kabine. Der Herr Lebensabschnittsgefährte war ja immer noch nicht fit, weswegen überwiegend ausruhen angesagt war. Gegen Mittag gingen wir essen. Wir wählten das Tagesbuffet, ich aß Lachs, der Mann, der keinen Fisch mag, hielt sich an der Pute schadlos, die ich nach meinem Lachs auch noch probierte. Das Essen war nicht herausragend gut aber auch keinesfalls schlecht. Es schmeckte mir und erfüllte seinen Zweck.

Mittagessen

Den Rest des Tages verbrachten wir damit, aufs Meer zu starren.

Frosch guckt aus dem Fenster

Als wir das Skagerrag verließen und auf der offenen Nordsee waren, wurden Wind und Wellengang stärker. Ich war gerade dabei zu bloggen, musste aber aufhören, weil mir leicht übel wurde und der Frosch war auch schon ganz grün. Nachmittags passierten wir die Norwegische Küste und gingen noch einmal an Deck.

Windig

Es war ein wenig windig. Das Wasser hatte ein tolles dunkles Blau, die Wellen weiße Kronen. Und die norwegische Küste war wunderschön.

Norwegische Küste

Ich hoffe ja, dass wir dieses Jahr auch noch nach Norwegen kommen, mein Herz ist jedenfalls schon da …

Norwegische Felsenküste

Den Rest des abends verbrachten wir ähnlich wie den ganzen Tag: essen, faulenzen, TV gucken und früh schlafen.

Am nächsten Morgen war ich wie üblich um 5 Uhr wach. Ich ging auf Deck 5 auf der Karte nachsehen, wann wir die Shetland Inseln passieren sollten, was eines der zwei Highlights des heutigen Tages sein sollte und stellte fest, dass noch genug Zeit zum Duschen und Frühstücken blieb, was wir dann auch erledigten. Um kurz nach Sechs gingen wir an Deck.

Shetland Inseln

Shetland Inseln

Shetland Inseln

Begleitet wurden wir von allerlei Federvieh. Basstölpel einerseits, die sehr elegante Flieger sind, an Land aber eher tolpatschig wirken. Und dann noch Möwen oder sowas.

Seevögel

Als wir wieder in der Kabine auf dem Bett lagen und TV guckten, es war ja gerade erst halb Acht, überkam mich auch schon wieder die Müdigkeit. Im Prinzip verbrachte ich den ganzen Tag abwechselnd mit schlafen und essen. In einem paranoiden Anfall fragte ich mich, ob die vielleicht irgendein Narkotikum über die Klimaanlage im Schiff verteilen, damit die Leute ruhiggestellt sind und keinen Blödsinn machen. Zu Mittag aßen wir nur ein Brot, dazu eine “Heiße Tasse”, Fertigsuppe in Tassenportion, die man mit dem Wasserkocher zubereiten kann.

Kaffee

Nachmittags rafften wir uns auf, im Café einen Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen, bevor wir noch Druckstellen vom Liegen bekommen würden. Um 17:30 Uhr stand das nächste Highlight bevor: die Färöer-Inseln und anlegen in Tórshavn.

Terminal in Tórshavn

Genau da, wo wir gerade drauf zu fuhren, mussten wir einparken - quer. Dafür drehte dieses riesige Schiff in dem winzigen Hafen.

Drehen im Hafen

Drehen im Hafen

Die “kleinste Hauptstadt Europas” sieht von hier oben ziemlich hübsch aus. Wir sind uns fast sicher, dass wir irgendwann auch mal hier Station machen werden.

Tórshavn

Witzig, hier machen die Werbung für ein Schwimmbad in Berlin.

Werbung Berlin

Sportlich sind die Färinger auch - und das auch noch in kurzer Hose, während wir mir Fleece-Pullovern und Regenjacken, Jeans und Regenhosen an Deck stehen und zuschauen.

Ruderer

Unsere Reise geht weiter, vor bei an Lachsfarmen

Lachsfarm

und einer atemberaubenden Landschaft, die selbst jetzt bei trübem Wetter einfach unglaublich ist! Trotz des starken Regens standen wir noch ziemlich lange an Deck, bis das Schiff auch am letzten Felsen majestätisch vorbeigeglitten war.

Färöer

Färöer

Von hier aus geht es jetzt geradeaus nach Island, weiter in den Norden.

Auf nach Island!

Ich der Kabine trockneten wir erstmal unsere Klamotten. Das war gar nicht so einfach, denn trotz Nordatlantik-Route war man hier nicht auf nasse Passagiere eingestellt. Wir mussten improvisieren.

Klamotten trocknen

Das Wetter wurde immer trüber, irgendwann konnte man den Horizont gar nicht mehr erkennen, woran sich in den nächsten 12 Stunden auch nichts ändern sollte.

Trübe Aussichten

Das Photo entstand übrigens um 22:34 Uhr. Die Zeit, in der es dunkel ist, ist jetzt schon und hier, noch relativ weit entfernt vom nördlichen Polarkreis, schon ziemlich kurz. Wenn ich nachts um Drei aufwache, ist es genauso hell. Das Zeitgefühl kommt da ein wenig durcheinander. Und dass wir in drei verschiedenen Zeitzonen unterwegs sind, macht es nicht einfacher. Island ist zwei Stunden zurück im Sommer. Hier gibt es nämlich keine Sommerzeit. Und die Färöer sind zwar in derselben Zeitzone wie Island, haben aber Sommerzeit, daher ist man dort nur eine Stunde zurück, was zu einiger Verwirrung auf dem Schiff führt, wenn es darum geht, wann man denn nun da ist und wann man die Kabine zu verlassen hat. Hierüber haben wir uns vorsichtshalber an der Rezeption informiert. Ich habe da nämlich eine unschöne Erfahrunge mit einem Mitglied einer britischen Crew und dem Nicht-Wissen über den Zeitpunkt der Kabinen-Räumung gemacht.