Tag 32 • Abschied

Tja, nun ist es so weit, der Roadtrip neigt sich dem Ende zu. Morgen früh legt die Fähre im Hafen an und spuckt frische Touristen aus und nimmt uns wieder mit aufs europäische Festland. Dies ist daher der letzte Beitrag aus Island. Die nächsten beiden Tage werden wir ohnehin nicht erreichbar sein.

Der Campingplatz hier, die letzte Station vor dem Nordatlantik, füllt sich immer mehr. Auch die Zahl der Frühaufsteher hat leicht zugenommen, heute Morgen war tatsächlich noch jemand unter der Dusche.

Um acht Uhr waren wir wie üblich fertig mit allem. Wir drehten eine Runde durch den Ort, schauten den Entenfamilien bei ihrer morgendlichen Runde durch den Hafen und dem Ort beim Aufwachen zu.

Da selbst der Supermarkt noch geschlossen hatte, hier öffnet er immerhin um 9 Uhr, die meisten Geschäfte öffnen erst um 11 Uhr, gingen wir zum Campingplatz zurück. Mir ging es nicht besonders gut, der Reizhusten ist extrem hartnäckig und quälend.

Unsere französischen Nachbarn haben Wäsche gewaschen und wollten diese auf der Leiter des Land Rovers trocknen. Wir waren so nett und stellten unsere Dachreling zur Verfügung, um den Vorgang zu vereinfachen.

Mittags machten wir uns noch einmal auf den Weg, wir wollten das Technikmuseum besuchen. Auf dem Weg dorthin kamen wir zum letzten Mal an einem Wasserfall vorbei. Gerne wäre ich hoch gelaufen, aber es war zu warm und mit meinem Husten wäre das ohnehin eine dämliche Idee gewesen. Und der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte außerdem keine Lust.

Das Museum war ein witziges Sammelsurium und ganz interessant, mehr Bilder gibt es wie üblich wenn wir wieder daheim sind.

Den Nachmittag verbrachten wir im Auto liegend, teils schlafend. Mir geht es ziemlich mies und ich kann nicht lange auf den Beinen sein. Vielleicht ist es aber auch ganz gut, auf diese Weise Abschied zu nehmen. Auch wenn Island in mir lange nicht die Sehnsucht nach einem Wiedersehen auslöst, wie es Norwegen tut, so gibt es doch Einiges, das ich vermissen werde.

Die Schotterpisten werden mir fehlen. Und die Weitläufigkeit des Landes. Hier gibt es Ecken, da kannst du eine halbe Stunde und noch länger mit dem Auto entlang fahren und triffst keine Menschenseele. Wir sind an (bewohnten!) Häusern vorbei gefahren, die eine Stunde entfernt vom nächsten Supermarkt liegen. Da will der Einkauf gut geplant sein.

Die allgegenwärtigen Schafe und Pferde, die hier ein ziemlich gutes Leben haben, die vielen Vögel wie die Eissturmvögel, die Möwen, die hier so ganz anders sind als an der Nordseeküste, die Puffins natürlich und auch die Vögel, deren Namen ich nicht weiß, die auf den Schotterstraßen sitzen und erfolgreich die Autos von ihren Nestern weglocken. Ja sogar die angriffslustigen Seeschwalben werde ich vermissen und natürlich die Raben.

Am meisten aber werde ich das vertrauensvolle Miteinander hier vermissen. Die Isländer lassen ihr Auto mit laufendem Motor vor dem Supermarkt stehen, da geht keiner dran. Man muss das Auto hier auch nicht abschließen. Wo auch immer ich bin, ich kann Geldbeutel und Smartphone auf dem Tisch liegen lassen und zur Toilette gehen - wenn ich wiederkomme, sind die Sachen noch da. Selbst Gebühren für Campingplätze und andere Dinge werden hier teilweise auf Vertrauensbasis erhoben. Da steht dann einfach eine Kasse im Wirtschaftsgebäude und da wirft man das Geld rein, falls man den Guard nicht angetroffen hat. Mittlerweile habe ich mir auch abgewöhnt, das Pinpad abzudecken, wenn ich bei der Kartenzahlung meine Geheimzahl eingebe.

Getoppt wird das nur noch vom Meer. In den 32 Tagen ist keiner vergangen, an dem ich nicht das Meer gesehen habe.

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

11. Juli 2018