Tag 7: Wetterchaos und Hitzewelle

Ein lauter Knall und Geschepper im Camper, der Herr Lebensabschnittsgefährte schreckte hoch und flucht: “Scheiße, ’ne Scheibe ist geplatzt!” Ich machte Licht: “Nein, die Lampe ist nur von der Decke gefallen und auf den Gasherd geknallt.” Es war ungefähr halb Sechs, wir waren wach.

Etwas später standen wir auf. Unser Ziel für diesen Tag: Strecke machen, mal etwas weiter kommen als die 200 Kilometer vom Vortag. Schließlich war unser nächstes Etappenzel Silvester am Nordkapp und bis dahin waren es noch rund 1200 Kilometer.

Es hat reingeschneit

Es hatte ins geöffnete Seitenfenster geschneit. Es schneite auch immer noch und der Wind wehte recht heftig. Als ich das Frontfenster öffnete, um beim Kaffeekochen eine ausreichende Belüftung zu haben, wehte eiskalter Wind in Begleitung von Schnee herein.

verschneite Heckklappe

Nachdem wir das Morgenritual beendet und den Vorhang der Heckklappe hochgemacht hatten, offenbarte sich zu unserem Erstaunen noch mehr Schnee. Eigentlich waren Wind und Schnee von vorne gekommen. Aber ganz offensichtlich auch von hinten. Ich klopfte von innen gegen das Acrylglas und der Schnee fiel teilweise herunter. Die Schneeschicht war mehrere Zentimeter dick.

Der Herr Lebensabschnittsgefährte stieg aus und lief mit der Smartphonekamera ums Auto herum - das heißt, er hat es versucht. Es war quasi nichts zu sehen, da half auch das Abwischen der Linse nichts.

Ich hatte den restlichen Krempel verstaut und ging ebenfalls nach vorne. Um nicht beide Türen geöffnet zu haben und dem Schnee so Eintritt in die Fahrerkabine zu gewähren, wartete ich hinter dem Fahrzeug und knipste unser Nummernschild erst ohne, dann mit Blitz.

Wir stiegen ein. Ich hatte leichte Zweifel, ob das Wetter geeignet sei zum Fahren. Würden wir überhaupt die Ausfahrt vom Parkplatz finden? Der Herr Lebensabschnittsgefährte versicherte mir, sich umgeschaut zu und den Weg im Kopf zu haben. Nun gut.

Blick auf die Straße

Wir fuhren bis zur Einfahrt des Parkplatzes und blieben dort erstmal stehen. Die Straße war kaum zu erkennen. Dann mir fiel ein, dass ich ja mal gucken könnte, ob auf der E6 vielleicht schon Kolonnekjøring auf dem Saltfjell praktiziert wurde. Dann wäre es vielleicht ratsam, auf die nächste Kolonne zu warten. Das Ergebnis war ernüchternd: Der Straßenabschnitt war komplett gesperrt.

Screenshot Straße gesperrt

Und so hat das ausgesehen und sich angehört:

Wir überlegten, was wir tun sollten. Die Sperre sollte bis 12:40 Uhr andauern. Warten oder Fahren? Wir standen mit Licht und laufendem Motor an der Einfahrt vom Parkplatz und überlegten gerade, im Schritttempo weiter Richtung Norden zu fahren, als der rettende Engel mit Fernlicht und orangenem Blinklicht angefahren kam: ein Schneepflug.

Der Schneepflug hielt gegenüber der Parkplatzeinfahrt. Der Herr Lebensabschnittsgefährte stieg aus und ging zu dem Fahrer hin und erklärte ihm, dass wir hier oben übernachtet hätten und ob er uns wohl mit zur nächsten Station nehmen würde. Natürlich tat er das. Glücklicherweise fuhr er auch in Richtung Norden, so dass wir nicht im Süden darauf warten mussten, bis wir wieder übers Saltfjell fahren konnten.

Räumfahrzeug

Es dauerte übrigens nicht lange, bis das Wetter etwas besser wurde. Wir hätten tatsächlich fahren können. Aber da, wo wir losgefahren sind, sah es ziemlich krass anders aus. Im Laufe des Tages stellte ich übrigens fest, dass die Sperre bis 15 Uhr verlängert worden war und auch noch bis in die Nacht die Gefahr einer weiteren Sperre besteht.

Schranke

Die Schranke am Ende der gesperrten Strecke wurde für uns geöffnet und wir konnten den Weg fortsetzen. Das Wetter war mittlerweile ganz passabel, auch war es nicht so lausig kalt an diesem Tag. Aber die Straßenverhältnisse waren nicht so toll. Zwar fuhren wir die meiste Zeit im Allrad-Betrieb, aber den mussten wir in jedem Tunnel (auf der Strecke sind viele Tunnel!) und auf jedem Streckenabschnitt, auf dem wir auf Asphalt fuhren, ausschalten. Das ist eine ziemlich nervige Angelegenheit. Aber der Allradantrieb vom Ranger darf nunmal nicht auf normaler Straße verwendet werden und ohne Allradantrieb eierten wir ziemlich herum auf den vereisten Straßen.

Ein paar Eindrücke von der Fahrt:

Auf einem Parkplatz am Skjerstadfjord blieben wir kurz für ein paar Photos stehen. Der Ausblick war toll!

Der Herr Lebensabschnittsgefährte fegte den letzten Schnee von unserem Auto und kratzte auch den Schnee aus dem Kühlergrill heraus. Dann öffnete er die Motorhaube.

In Innhavet tankten wir unser Auto voll und nutzten die Entsorgungsmöglichkeit für Campingfahrzeuge. Anschließend gingen wir in den REMA 1000 einkaufen. Ich brauchte dringend Potetgull, Wienerbrød, Smågodt und ähnlich überlebenswichtige Dinge. Außerdem kauften wir Wasser in Flaschen, da das Frischwasser an der Camperstation abgestellt war.

Anschließend suchten wir einen Parkplatz für ein schnelles Mittagessen.

Nachdem wir uns ein Käsebrot gegönnt und mir einen Tee gekocht hatten, ging es weiter.

Am Wegesrand stapften zwei Elche gemächlich durch den Schnee und präsentierten sich den vorbeifahrenden Autos in ihrer ganzen Pracht. Sie machten allerdings keine Anstalten, auf die Straße zu laufen. Unser Elchsichtungs-Counter steht damit bei 5 (fünf). Geknipst habe ich sie natürlich nicht.

Zweimal hatten wir an diesem Tag auch Adler gesehen und zwar nicht die besten Photos geschossen, aber immerhin haben wir sie geknipst.

Es wurde dunkel

Nun waren wir in der Dunkelzeit angekommen. Die Sonne würden wir in diesem Jahr nicht mehr sehen, da wir nun so weit im Norden waren, dass sie nicht mehr aufging.

Screenshot

Was wir gar nicht mehr auf dem Schirm hatten: In Bognes mussten wir die Fähre nehmen. Was wir trotz unserer zahlreicher Norwegenreisen immer noch nicht gelernt haben: Vorher auf den Fährplan zu gucken. Hier war es nun so, dass die Fähre nach Skarberget gar nicht ging und wir stattdessen nach Lødingen fahren mussten. Das war eine Strecke, bei der man nicht im Auto bleiben durfte.

Ich schnappte mir meinen Laptop aus dem Camper und begann an Bord, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Schließlich dauerte die Überfahrt eine Stunde, da konnte ein wenig Beschäftigung nicht schaden.

Nach einer Stunde Fahrzeit mit der Fähre waren wir ungeplant auf den Vesterålen und mussten die E10 Richtung Narvik nehmen.

Wir waren uns ziemlich sicher, dass es total schön ist, bei Tageslicht an diesem Fjord entlang zu fahren. Wir schafften es immer nur bei Dunkelheit und selbst da sieht es ganz nett aus.

Mittlerweile war es dunkel.

Dunkelheit

Wir steuerten einen Rastplatz zwischen Gausvik und Tjeldsundbrua an. Dort wollten wir für die Nacht stehen bleiben. Der Tag war anstrengend und wir hatten keine Lust mehr, in der Dunkelheit zu fahren. Immerhin haben wir unser Tagesziel, mehr Kilometer als am Tag zuvor zurückzulegen, erreicht.

Dort angekommen herrschten 1 °C PLUS! Temperatur über Null - Das hatten wir zuletzt in Schweden. Den ganzen Tag war mir schon viel zu warm, ich habe nach und nach Zeug von meiner Zwiebelpelle abgelegt, weil die Temperatur relativ konstant 0 °C betrug. Ich hatte mich bereits soweit akklimatisiert,dass mir der Gefrierpunkt zu warm war. Und nun auch noch Plusgrade, das würde eine heiße Nacht werden …

Zum Schluss wie immer die Statistik, die Karte und das Zeitraffervideo des Tages.

Unser Elch-Counter steht jetzt bei 5.

5 Elche

303 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

303 km