Tag 22: Mit der Fähre nach Rostock
Wir haben widererwartend gut geschlafen. Am Vorabend war zwar noch ein wenig los auf dem Parkplatz, aber es wurde schnell ruhig und ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen.
Der Wecker klingelte um fünf Uhr. Wir räumten das Bett weg, machten einen Kaffee für mich, zogen uns an und fuhren los. Da wir auf der Fähre duschen und frühstücken wollten, haben wir die Morgentoilette und das Frühstück kurzerhand ausfallen lassen.
Wir waren auf dem Schotterplatz ganz alleine geblieben.
Durch Regen und Dunkelheit fuhren wir die letzten sechs Kilometer zum Fährterminal. Dort suchten wir den Check-in-Schalter.
Wir mussten zunächst warten, da die Mitarbeiterin noch irgendwas an ihrem Platz geräumt und sortiert hat. Das war nicht weiter schlimm, wir waren ja auch recht früh da. Nach ein paar Minuten ging es dann los, der Herr Lebensabschnittsgefährte sollte die Buchungsnummer diktieren, was er auch tat. Aber entweder hatte sie ihn falsch verstanden oder sich vertippt, jedenfalls wollte sie unsere Ausweise und starrte stirnrunzelnd auf ihren Monitor. Offenbar stimmte da etwas nicht. Ich hatte schon die Befürchtung, dass doch wieder einmal etwas mit unserer Buchung falsch war (wäre ja nicht das erste Mal), aber nachdem der Lebensabschnittsgefährte die Nummer noch einmal vorgelesen hatte, fügte sich alles passend zusammen. Die Mitarbeiterin tippte irgendetwas in ihren Computer und wurde dann wieder nervös und stirnrunzelnd. Es würde noch etwas dauern, erklärte sie uns, der Drucker würde nicht funktionieren. Natürlich funktionierte er nicht, Drucker funktionieren nie reibungslos. Insgesamt vier Mitarbeiterinnen diskutierten das Druckerproblem und ich musste mir verkneifen, laut loszulachen. Irgendwann ging es dann aber doch und wir sollten zu Terminal C, Line 113 oder 114 fahren, was wir natürlich taten. Die Aktion dauerte insgesamt mindestens 10 Minuten. So lange haben wir noch nie für einen Check-in benötigt.
Dort standen wir mutterseelenalleine herum. Es war sechs Uhr. Ich kletterte hinten in den Camper, ging noch einmal zur Toilette und holte uns die zwei Käsebrötchen, die wir am Tag zuvor im Supermarkt gekauft hatten.
Um 06:32 Uhr war immer noch kein anderer Pkw da. Der Check-in schloss um 06:30 Uhr. Außer ein paar Lkw war keiner da.
Die Lkw wurden von einem Hafenmitarbeiter aus dem Gefährt, mit dem die Trailer auf das Schiff gefahren wurden und das bestimmt einen eigenen Namen hat, den ich aber nicht kenne, jedenfalls winkte der Hafenmitarbeiter aus dem Gefährt heraus, dass die Lkw fahren sollten.
Wir würden das Schiff für uns haben - dachten wir bis 06:41 Uhr, als neben uns noch ein Pkw auftauchte. Und kurz darauf kam von hinten das Gefährt, mit dem die Trailer auf das Schiff gefahren wurden und das bestimmt einen eigenen Namen hat, den ich aber nicht kenne, angefahren und winkte uns, aufs Schiff zu fahren. Und dann geschah etwas Unglaubliches: Wir haben uns auf der Rampe verfahren!
Nachdem wir dann aber doch noch den richtigen Weg gefunden hatten, gingen wir zu Deck 7, auf dem unsere Kabine lag. Und wir hatten Glück und konnten direkt in die Kabine. Meine erste Amtshandlung war, mir alle Klamotten vom Leib zu reißen und unter die Dusche zu springen.
So war ich frisch geduscht und mit sauberen Klamotten versehen, noch bevor wir den Hafen verlassen hatten. Nach drei Wochen im Camper tat das ausgesprochen gut.
Im Badezimmer befand sich dieser Magnet. Ich hoffte, ihn nicht zu benötigen.
Der Blick aus dem Fenster war … na ja. Aber es gab ohnehin nicht viel zu sehen. Jedenfalls dachte ich das.
Wir hörten Songs von den Beatles. Aus irgendeinem Grund hatte sich “Yesterday” als Ohrwurm eingeschlichen und zufällig hatte der Herr Lebensabschnittsgefährte ein paar Beatles-Songs auf seinem Smartphone. Später blätterte er in der Bordzeitschrift, die ein Werbeblättchen für den Shop an Bord ist, und war amüsiert, was die zurzeit im Programm hatten:
Das Schiff rollte erst ziemlich. So lange ich nur dasitze und mich unterhalte oder aus dem Fenster gucke, macht mir das nichts aus. Aber den Kopf senken und auf einen Laptop, ein Smartphone oder ein Buch starren geht dann nicht. So konnte ich zuerst nicht bloggen, später aber wurde die See ruhiger und ich tippte drauflos.
Irgendwann schob sich Dänemark ins Sichtfeld, genauergesagt die Steilküste Møns Klint, die sich mit dem falschen Objektiv durchs dreckige Fenster und die diesige Luft mehr schlecht als recht knipsen ließ.
Als bereits Land in Sicht war, dampfte die Berlin von Scandlines im Gegenverkehr vorbei.
An der Kabinentür hing der Fluchtplan. Das ist soweit nicht ungewöhnlich und war bisher auf jedem Schiff so. Allerdings fand ich einen Hinweis auf dem Fluchtplan dann doch merkwürdig.
Entsorgung von Müll im Meer ist verboten.
Grundsätzlich ist das ja eine gute Sache, aber wenn der Kahn sinkt, auf dem ich sitze, ist mir das herzlich egal.
Wir verließen die Kabine und gingen an Deck. Ich liebe es, durch den engen Seekanal an Warnemünde und den Werften vorbei zu fahren.
Natürlich war auch das Empfangskomitee da. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich unsere Möwen wiedersehe.
Mittlerweile waren wir in meinem Revier angekommen. Da drüben gehen wir morgens immer spazieren und ich knipse meine Photos für mich und für den Blog und überhaupt. Das Boot liegt da seit irgendwann in 2020. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch bewegt wird oder vor sich hin rottet.
Das Museumsschiff und auch die Likedeeler im IGA-Park sieht man auch eher selten von der Seeseite aus.
Wir wurden aufgefordert, aufs Parkdeck zu gehen.
Sogar ein Pferd gab es dort unten.
Ein wenig mussten wir noch warten, bis wir endlich fahren konnten. Wir waren ja - wie eingangs erwähnt - nur zwei Pkw bzw. drei, es kam wohl noch ein Nachzügler dazu. Und der zweite Pkw war vor uns. Der hatte, als wir uns auf der Rampe verfahren haben, Gelegenheit, uns zu überholen. Und jetzt waren die Insassen noch nicht da. Die Crew telephonierte bereits mit irgendjemandem. Ich vermutete, dass sie die Reisenden ausrufen ließen, denn der Mitarbeiter beugte sich etwas zurück, um das Nummernschild lesen zu können. In dem Moment kam die Familie endlich aufs Parkdeck und stieg ins Auto ein.
Wir fuhren vom Schiff. Die Schweden vor uns wurden von der Grenzkontrolle angehalten. Der Herr Lebensabschnittsgefährte hatte das Winken und Fuchteln des Grenzers mit seiner Kelle missinterpretiert und wollte schon vorbeifahren, da hatten wir gerade noch rechtzeitig erkannt, dass wir auch anhalten sollten. Wo wir denn hinreisen wollten, begehrte der Beamte zu wissen. Wir haben Rostocker Kennzeichen, ich fand das eigentlich naheliegend. “Wir fahren nach Hause, wir wohnen hier in Rostock.” Danach durften wir fahren.
Und kurz darauf waren wir auch endlich wieder in der Bundesrepublik Deutschland.
Wenn wir zuhause in unser Viertel einbiegen, können wir die Fähren von Stena Line im Hafen liegen sehen. So auch an diesem Tag die Mecklenburg-Vorpommern, von der wir gerade eben erst herunter gefahren waren.
Zuhause angekommen mussten wir leider feststellen, dass in einem unserer Aquarien der Filter während unserer Tour den Geist aufgegeben hat. Unsere erste Aktion war daher, das Aquarium mit einer neuen Pumpe zu bestücken und das Filtermaterial zu reinigen.
Den Bewohnern geht es gut.
Jetzt noch die Statistik, der Kartenausschnitt und ein kurzes Zeitraffer-Video von der Fahrt :
12 Kilometer sind wir an diesem Tag selbst gefahren.
Auf der Karte sieht das so aus:
Und in Bewegtbildern sieht das so aus: