Tag 21: Der Sonne entgegen

Leider hatte ich nicht so gut geschlafen, wie erhofft. Irgendwann nachts kam ein Lkw angefahren, fuhr langsam dröhnend an uns vorbei, blieb ein Stück weiter stehen und brauchte mehrere Versuche, um anschließend wieder vom Fleck zu kommen. Minutenlang war immer wieder das Geräusch hoher Motordrehzahl kombiniert mit durchdrehenden Reifen zu hören.

Um fünf Uhr wurde ich vom Schneeräumer geweckt, der einmal von vorne nach hinten und einmal von hinten nach vorne laut dröhnend am Camper vorbei fuhr.

Um sieben Uhr vernahm ich - leicht hasserfüllt - das Geräusch des Weckers.

Der Platz, auf dem wir standen, war spiegelglatt. Wir mussten höllisch aufpassen, als wir aus dem Camper kletterten. Der Rest des Rastplatzes ging einigermaßen. Die Eiskante, die der Schneeräumer in seiner Zwei-Stunden-Arbeit zwischen uns und die Fahrbahn gekratzt hatte, war etwa vier bis sechs Zentimeter hoch. Auf den Spaziergang über den Parkplatz hatte ich aufgrund der Glätte verzichtet.

Abfahrt

Der Zufall wollte es, dass wir auch an diesem Morgen um 08:50 Uhr losfuhren. Ein Muster in der Morgenroutine scheint sich auszubilden, hat aber bedauerlicherweise keine Gelegenheit mehr, sich zu etablieren. Um 08:54 Uhr war Google der Meinung, dass wir sieben Stunden und 21 Minuten später in Trelleborg ankommen würden. Das wäre also um 16:15 Uhr.

Straße im Nebel

Was Google nicht wusste: In Torsby gingen wir erst einmal in den Supermarkt. Wir brauchten Wasser und Brot. Und auch, wenn es uns einiges an Selbstbeherrschung kostete, hielten wir uns nicht weiter an der Smågodt-Theke, von der ich gar nicht weiß, wie sie auf Schwedisch heißt, auf. Nur Photos für den Blog haben wir endlich mal gemacht.

Das ist echt toll, man nimmt sich eine Tüte und eine Schaufel und sucht sich von dem Süßkram aus, was und in welcher Menge man haben möchte. Man kann sich ganz prima eine Tüte mit Gummi- und Schokozeug nach eigenem Geschmack zusammenstellen. Und das schmeckt auch noch gut.

Stor Älgfara

Das Schild warnt vor großer Elchgefahr. Gesehen habe ich aber nur zwei Rehe rechts auf dem Acker, von denen ich nicht einmal ein Photo geknipst habe.

An roten Ampeln haben wir übrigens nur sehr selten gestanden auf dieser Reise.

Straßenreinigung

Was bei uns aussieht wie ein Postauto, ist in Schweden die Straßenreinigung.

Wasserfall

Der erste Wasserfall, der auch fällt. Bisher waren alle Wasserfälle, die wir gesehen haben, gefroren.

Ein Lichtstreif am Horizont

Das einheitliche Grau der letzten Tage wird langsam durchbrochen

Der erste Sonnenstrahl

Der erste Sonnenstrahl nach 17 Tagen!

Bewölkter Himmel

Was ein wenig grotesk wirkte: Auf manchen Äckern neben der Straße war zartes Frühlingsgrün zu sehen.

Das Wetter wechselte ständig von sonnig bzw. heiter zu neblig und wieder zurück.

Burger und Pommes

Zu Mittag gab es wieder - wie bereits auf der Hinfahrt - Burger und Pommes der schwedischen Burgerkette Max.

Wir wechselten uns beim Fahren und Knipsen ab. Wir hörten die ganze Fahrt über diverse Podcasts zu verschiedenen Themen. Und auf den freien Straßen fuhren wir tatsächlich auch die erlaubten Höchstgeschwindigkeiten, da wir unbedingt an diesem Tag bis Trelleborg kommen wollten.

Auf einem Rastplatz am Göta Älv machten wir noch einmal eine kurze Pause. Von dort an wurde die Strecke urbaner und industrieller.

Eine zeitlang führten die E45, die E6, der Göta Älv und die Bahnstrecke parallel. Entlang der E45 waren Anzeigetafeln zu finden, die zeigten, wie lange es noch bis Göteborg dauern würde - und zwar sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug ab dem nächsten Bahnhof. Gleichzeitig wurde die Anzahl der freien Parkplätze am nächsten Bahnhof angegeben.

Im Verlauf der Strecke wurde die Anzahl der Vögel und auch der Vogelarten immer größer. Beim Einkaufen in Torsby flatterten noch ein paar aufgeplusterten Elstern um unser Auto herum. Mittlerweile waren immer mehr Krähen, Möwen und nun auch Schwäne und Gänse zu sehen. Krähen flogen oft in größeren Trupps durch die Gegend.

Bohus Fästning

Bohus Fästning - Unterhalb dieser Festung haben wir auf dem Weg in den Norden auch schon Rast gemacht. Irgendwann müssen wir wohl mal da hinauf.

Baustelle am Berg

Die Baustellen an den Hängen sehen für Flachländer immer recht spektakulär aus.

Brücke

Und auch solche imposanten Bauwerke sucht man in meiner Wahlheimat Mecklenburg-Vorpommern oder in meiner Herkunftsregion Niederrhein vergebens.

Die E6, auf der wir mittlerweile waren, führt quer durch Göteborg vorbei am Freizeitpark Liseberg, in dem wir 2016 den Weihnachtsmarkt besucht haben.

Mautstelle

Die City-Maut in Göteborg beträgt neun Schwedische Kronen, etwa 90 Cent. Der Betrag variiert je nach Tageszeit und Verkehrsaufkommen zwischen null und 22 Schwedische Kronen. Die Kennzeichen der Autos werden gelesen, die Halter werden ermittelt und die Rechnung wird ihnen per Post zugeschickt. 2017 bekamen wir den Brief von einer britischen Firma. Ob sich das rechnet? Und ob das Ziel, das Verkehrsaufkommen zu verringern, damit erreicht wird, darf bezweifelt werden. Auf der E6 durch Göteborg ist immer viel los. Und wenn man nur auf der Durchreise ist, ist die E6 außerdem alternativlos, die Autobahn führt nunmal mitten durch die Stadt.

Wie auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern kann man entlang der Autobahn sehr viele Greifvögel beobachten. Sie sitzen auf den Pfosten der Wildzäune auf dem Posten, beobachten die angrenzenden Wiesen, die sie nach fressbarem Kleingetier scannen. Bessere Photos ließen sich angesichts der Geschwindigkeit, mit der wir vorbeigefahren sind, nicht machen.

Mittlerweile war es dunkel. Wir hätten zwar locker noch die Nachtfähre erreicht, haben es uns aber unterwegs anders überlegt.

Auf der Nachtfähre hat man bestenfalls sechs Stunden Zeit in der Kabine. Bis man im Bett liegt und eingeschlafen ist und wenn man morgens noch ein wenig Zeit für die Morgentoilette einrechnet, kommt man auf maximal vier bis fünf Stunden Schlaf, auf die man lange warten muss, weil die Fähren so spät abfahren.

Daher hatten wir uns überlegt, lieber noch einmal in Schweden zu übernachten, früh zu Bett zu gehen und am nächsten Morgen die erste Fähre zu nehmen. Während ich fuhr, hatte der Herr Lebensabschnittsgefährte unser Ticket bei Stena Line gebucht.

Während der Herr Lebensabschnittsgefährte das letzte Stück im Dunkeln und bei Regen fuhr, hatte ich einen Schlafplatz für uns ausgesucht. Kurz vor Trelleborg an der E6 gab es bei einer Tankstelle einen Park-/Rastplatz. Dort gab es auch einen abgetrennten Schotterplatz, der anscheinend für Wohnmobile oder ähnliches gedacht war. Diesen steuerten wir an.

Wir waren ziemlich müde. Wir hatten beide nicht sehr viel geschlafen. Mehr als den Rucksack für das Schiff am nächsten Morgen zu packen und anschließend zu Abend essen und dann das Bett aufzubauen, brachten wir nicht mehr zustande.

Unsere Ankunftszeit war übrigens ziemlich genau 18:00 Uhr. Zur Erinnerung: Google hatte 16:15 Uhr prophezeit. Unsere Pausenzeiten inklusive Einkaufen betrugen zusammengerechnet vielleicht eine Stunde. Die restliche Zeit dauerte es länger, weil es eben immer länger dauert, als Google ausrechnet.

Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein kurzes Timelapse-Video von der Fahrt.

629 Kilometer sind wir an diesem Tag gefahren.

629 km

Auf der Karte sieht das so aus:

Und in Bewegtbildern sieht das so aus:

Author

dark*

Immer gerne auf Tour, am liebsten im Norden

10. Januar 2023