Tag 17: Bei tollen Himmelsfarben zurück gen Süden

Als ich wach wurde, war es kuschelig warm unter der Bettdecke. Ich drehte mich auf die Seite und kam mit der Hand gegen die Korkverkleidung über meinem Kopf. Dort konnte ich das Eis fühlen.

Wir knipsten das Licht an und ich musste beim Anblick unserer Innenwände lachen. Alles, was Feuchtigkeit anzieht, jede Wärmebrücke, jede Acrylfuge und natürlich die Fensterrahmen waren mit Eiskristallen überzogen. Wir hatten quasi unser eigenes Eishotel.

-21,2 °C

Die Tiefsttemperatur in der Nacht lag bei -21,2 °C. Als wir aufstanden, lag die Innentemperatur bei 1 °C, als ich das Photo oben knipste, war es bereits etwas wärmer.

Völlig vereiste Heckklappe

Die Heckklappe war diesmal komplett vereist, die Seitenscheiben ebenso. Und nur der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle einmal erwähnt, dass wir immer mit offenem Fenster schlafen.

Sobald das Bett abgebaut ist und die Luft besser zirkulieren kann, wird es schnell warm im Camper und zumindest an der Decke taut das meiste Eis ab. Manches ist aber schon seit Tagen da und wird wohl erst wieder abtauen, wenn wir in gemäßigteres Wetter kommen.

Der Blick aus der Heckklappe war grandios. Alles war in pinkes Licht getaucht, Ich hätte stundenlang rausgucken können. Links von uns stand der Mond am Himmel, den man schon seit ein paar Tagen durchgehend den ganzen Tag (und vermutlich auch die ganze Nacht) sehen konnte. Und beim Blick nach rechts konnte man die Sonne hinterm Horizont erahnen.

Allerdings war es lausig kalt. Wirklich kalt.

-25 °C

Der Herr Lebensabschnittsgefährte befreite die Scheiben vom Eis und fror sich die Finger ab. Als er den Motor gestartet hatte, kamen dicke Qualmwolken aus dem Auspuff und heldenhaft, wie wir uns bisweilen anstellen, hatten wir die Heckklappe offen gelassen und der ganze Mist zog in den Camper. Die Abgase stanken fürchterlich, schlimmer als Dieselabgase für gewöhnlich riechen. Ich habe die Additive im Polardiesel im Verdacht. Und AdBlue friert ja auch recht schnell ein. Die Reichweitenanzeige für AdBlue zeigt jedenfalls schon seit Tagen abenteuerliche Werte an.

Abfahrt

Wie auch immer, wir fuhren los. Wir hatten uns am Morgen entschieden, schon jetzt die Reise Richtung Süden anzutreten. Wir hatten keine Lust, die letzten zwei bis drei Tage nur noch Kilometer zu fressen, wir wollten es etwas ruhiger angehen lassen und auch nicht die schnellste Strecke zu nehmen.

Das Licht war atemberaubend. Ich hatte zwar zunächst noch überlegt, zu streamen, hatte dann aber keine Lust mehr und mir war viel zu kalt, nachdem ich unser Auto auch noch ein wenig vom Eis befreit hatte.

Achtung, Rentiere!

Wir kamen wieder an vielen Rentieren vorbei, die neben der Straße unterm Schnee nach Nahrung suchten.

Vereiste Bäume und der Mond

Dazu diese grandiose Landschaft, ich konnte mich gar nicht satt daran sehen und habe viel zu viele Photos geknipst.

Als wir auf einen Parkplatz hielten, schreckten wir einen Raben auf. Nachdem wir gehalten hatten, habe ich auch gesehen, was der Rabe so spannend fand.

Wieder musste ich den Mond knipsen.

Mond

Lange hielt ich es allerdings nicht außerhalb vom Fahrzeug aus, es war saukalt, -31 °C.

-31 °C

In Kautokeino gingen wir ein letztes Mal in Norwegen einkaufen. Wir mussten unsere Wasservorräte auffüllen und brauchten Brot. Und versehentlich fiel noch eine Tüte Erdnussflips in den Einkaufskorb. Anschließend fuhren wir weiter nach Süden und passierten kurz darauf die finnische Grenze.

Ein weiteres Mal schreckten wir Raben am Straßenrand auf. Wir störten sie bei ihrem Festmahl. Welches Tier dort als Verkehrsopfer verendet war, konnte ich nicht sehen.

Raben

Schweden

Wir waren mittlerweile in Schweden angekommen. Unser Plan sah vor, noch bis kurz hinter Vittangi zu fahren und dort auf dem Rastplatz zu übernachten, auf dem wir auch 2021 waren, bevor wir endlich nach Norwegen einreisen konnten.

Die letzten paar Kilometer fuhr ich, der Herr Lebensabschnittsgefährte war müde. Auf dem Parkplatz angekommen leerten wir zunächst unsere Abwasserkanister, wofür es auf diesem Platz eine Entsorgungseinrichtung gibt. Dann stellten wir uns an die Seite und krochen in den Camper. Die Temperatur war zu diesem Zeitpunkt schon bei -21 °C

Wienerbrød und heiße Schokolade

Es gab erstmal Wienerbrød und heiße Schokolade. Außerdem viel warme Heizungsluft. Die stank zwar - wie der ganze Camper - dank meines Fauxpas am Morgen immer noch nach Abgasen, aber das war nicht zu ändern.

Der Abend verlief ähnlich spannend wie die Abende zuvor mit Bloggen, Essen, Serie gucken.

Am Morgen gab’s Probleme mit der Bordbatterie, der Bluetooth-Zugriff funktionierte nicht mehr. Das hatte sich aber im Laufe des Tages selbst repariert.

Zum Schluss wie immer die Statistik, der Kartenausschnitt und ein Timelapse-Video von der Fahrt.

307 Kilometer sind wir heute gefahren.

307 km

Auf der Karte sieht das so aus:

Und in Bewegtbildern sieht das so aus: